Pressemitteilung der GL zur GR-Sitzung vom 22.06.2021 (Neubau Hohensteinhalle)

Die Fraktion Gingener Liste e.V. (GL) hat sich in der Gemeinderatssitzung vom 22.06.2021 gegen einen Grundsatzbeschluss zum Neubau der Hohensteinhalle ausgesprochen. Größter Ablehnungsgrund ist für die Fraktion, der 2019 gegründeten Wählervereinigung, der Kostenfaktor, der weit über dem leistbaren seiner Kommune und weit über den in der von der Verwaltung aufgestellten mittelfristigen Finanzplanung liegt.


In seiner Stellungnahme stellte der Fraktionsvorsitzende Jürgen Engel klar, dass die GL selbstverständlich einen Investitionsbedarf für die in die Jahre gekommene Hohensteinhalle sieht. Man sei auch nicht grundsätzlich gegen einen Neubau – dieser müsse aber innerhalb der mittelfristigen Finanzplanung liegen, die hierfür in den kommenden drei Jahren 6,5 Mio. € vorsieht.

Die aufgezeigte Kostenplanung übersteige den Haushaltsansatz um über 900.000 €. Unter Berücksichtigung der im Haushalt eingepreisten Fördergelder i.H.v. rund 1,2 Mio. €, könnte bei Nichtberücksichtigung sogar eine Mehrbelastung von bis zu 2,1 Mio. € entstehen. Entscheidungen zu den vier genannten Fördertöpfen fallen erst im Frühjahr bzw. Sommer 2022. Deshalb wäre es eine Planung ins Ungewisse. „Dieses Risiko können wir nicht eingehen. Mit diesen Zahlen hätten wir dem Haushalt zu Jahresbeginn sicherlich nicht zugestimmt“, so Engel weiter.

Hinzu kommen mögliche Mehrkosten, die durch eine Verteuerung auf dem Baustoffmarkt (Holz und Stahl). Momentan kann man nicht davon ausgehen, dass man mit einem Durchschnittswert von 3,5% Teuerungsrate auskommt.

Weitere Kosten im Außenbereich, bspw. für ein benötigtes Lager müssen ebenfalls noch beziffert und dazugerechnet werden.

Hinzu kommen Planungsleistungen, wie die Kosten zur Durchführung der Planungsbeiratssitzungen, Erstellung einer Systemplanung, Variantenvergleich und auch die heute auf der Tagesordnung stehenden Ausgaben von rund 121.000 € zur Vorbereitung des Wettbewerbsverfahrens durch das Büro Kubus 360. Diese sind ebenfalls als Kosten im Zusammenhang mit der Halle zu sehen. Bis zu einem Baubeschluss werden für all diese Planungsleistungen und die im Wettbewerb einzuplanenden Abfindungen für die Bieter mindestens 300.000 € zusammenkommen, die bei den heute dargestellten Gesamtkosten von über 7,3 Mio. € noch gar nicht enthalten sind.

„Ein Hallenneubau darf uns nicht in Geiselhaft nehmen. Wir haben weitere wichtige Großprojekte wie die Ortskernsanierung, die auch finanziert werden sollen. Unser Handlungs- und Entscheidungsspielraum, bspw. in der Frage der Erschließung von neuen Baugebieten, sinkt mit einem über den Haushaltsansatz geplanten Hallenneubau erheblich.“

Engel hatte auch nochmals auf die in der Schublade befindlichen anderen Varianten verwiesen. Es wäre ein Fehler, diese gänzlich aus dem Blick zu verlieren oder wie mancher im Gemeinderat ganz auszuschließen. Engel fragte, was denn passiere, wenn keiner der Bieter eine finanzierbare Lösung vorlegen könne. Dann muss es doch im Sinne der Schule, der Kultur und des Vereinssports weitergehen. Bei einer Generalsanierung mit 4,8 Mio. € bliebe genügend finanzieller Spielraum bis zum eigentlichen Kostendeckel von 6,5 Mio €, um Küche, Räume, Brandschutz, Böden, Prellwände, etc. erneuern zu lassen.

Engel kam dann aber wieder zur vorliegenden Beschlussvorlage der Verwaltung zurück. „Wir sehen es in der Wählervereinigung wie viele Bürgerinnen und Bürger und auch viele Mitglieder in den einzelnen Vereinen aus besagten Gründen kritisch. Bei aller Skepsis haben wir uns konstruktivkritisch in den Planungsbeirat eingebracht und zu dem heute bekannten Ergebnis des Planungsbeirats beigetragen. Unsere Kritik ist nicht neu – unsere Ablehnungsgründe haben wir auch im Planungsbeirat geäußert. Dennoch werden wir auch weiterhin unsere Aufgaben im Zusammenhang mit der Hohensteinhalle als Fraktion gewissenhaft erfüllen – selbstverständlich auch in einem Vergabeverfahren oder im geplanten Bewertungsgremium für den Teilnahmewettbewerb“, so Engel.

Engel nahm noch Bezug auf die im Beschluss genannte Formulierung, man solle heute JA zu einem Grundsatzbeschluss für einen Hallenneubau sagen: Ich persönlich sage JA, aber nicht unter den genannten Bedingungen einer Systemplanung, die aus zu vielen Kompromissen für die Nutzer und aus einem derartigen Kostenrisiko für die Gemeinde besteht. Es fehlen zu viele Informationen. Wir wissen nicht, wie die Steuerlast der Gemeinde für 2022 durch coronabedingte Steuerausfälle aussieht. Außerdem fehlen uns die Zusagen für die Fördertöpfe.

Zum Antrag der Fraktion UWG/FW erklärte Engel abschließend, dass die GL diesen Vorschlag als Ganzes nicht unterstützen kann. Die Erhöhung der Hallengesamtfläche um 100 m2 kostet die Gemeinde weitere 250-300tsd. €. Eine Obergrenze einzuziehen, halten wir für sinnvoll, aber nicht in der angegebenen Höhe von 8,8 Mio. € brutto. Diese Obergrenze müsste dann schon dem beschlossenen Finanzhaushalt entsprechen. Dagegen unterstütze man den guten Vorschlag, die Schule als Vertreter in das Bewertungsgremium mit aufzunehmen.

Mit Blick auf das Bieterverfahren sagte Engel eine erneute Bewertung der eingehenden Angebote zu. Diese müsse man dann im Kontext der im Frühjahr 2022 herrschenden finanziellen Lage der Gemeinde neu bewerten.
Im Anschluss an die vorgetragene Stellungnahme stellte Engel gegenüber der Verwaltung nochmals klar, dass es keine Kritik an der bisherigen Bürgerbeteiligung gab. Man hätte sich aber eine weitere Bürgerinformationsveranstaltung gewünscht. In der heutigen Sitzung gab es für die Bürgerinnen und Bürger nur die Möglichkeit, innerhalb des TOP 1, „Bürger fragen“, Antworten von der Verwaltung zu erhalten. Ein Austausch mit dem Gemeinderat zu so einem wichtigen Thema stellt man sich in der GL anders vor und hätte sich zumindest eine weitere Bürgerinfoveranstaltung gewünscht.

Vorbereitung eines Vergabeverfahrens mit dem Ziel eines Neubaus der Hohensteinhalle

Die Fraktion Gingener Liste hat sich mit der Beschlussvorlage der Gemeinderatssitzung vom 25.05.2021 ausführlich beschäftigt.

Vorausgegangen war ein langer und ausführlicher Beteiligungsprozess der Bevölkerung und das Erarbeiten einer Systemplanung durch den einberufenen Planungsbeirat, an dessen Sitzungen die Gingener Liste mit einem Vertreter teilnahm.

Zu den jeweils vorgegebenen Sachthemen (Veranstaltungen/Kultur, Sport, Küche) der einzelnen Sitzungen beteiligte der Vorstand seine Mitglieder. Die Rückmeldungen wurden von der Fraktion zusammengefasst und in den Planungsbeirat eingebracht. Wir bedanken uns ausdrücklich für die zahlreichen Anregungen.

In der finalen Sitzung des Planungsbeirats sollte auch eine Empfehlung an den Gemeinderat formuliert werden. Hierbei hielt sich unser Vertreter Jürgen Engel zurück, da dies den zukünftigen Nutzern überlassen sein sollte. Allerdings verwies unser Fraktionsvorsitzender bereits hier auf den zu hohen finanziellen Aufwand für die Gemeinde, der die Haushaltsvorplanung um rund eine Mio. Euro überschreiten soll, außerdem seien nicht alle Kosten in der Systemplanung ausgewiesen und die durchschnittliche Teuerungsrate vermutlich nicht ausreichend.

In der Gemeinderatssitzung vom 25.05.2021 wurde von Fraktionsvize Matthias Hofmann die Stellungnahme der Fraktion vorgetragen. Die Fraktionsmitglieder hatten diese unter Betrachtung der Kosten, der Umsetzung von Nutzerbedürfnisse und der Beteiligung der Bevölkerung erarbeitet und einstimmig beschlossen.

Auszug aus der Stellungnahme:

Sehr geehrter Herr Hick, sehr geehrte Damen und Herren,

der Planungsbeirat hat in fünf Sitzungen die Bedarfe der künftigen Nutzer erarbeitet. Diese sind in ein Raumkonzept eingeflossen und stellen auch die Funktionalitäten der Räume zueinander dar.

Hierfür möchten wir als Fraktion den Mitgliedern des Planungsbeirats, der Verwaltung und dem Büro Kubus 360 danken.

Die heute vorliegende Beschlussvorlage mit den Eckdaten der Systemplanung wurde von uns aus folgenden Blickwinkeln betrachtet:

1. Finanzielle Belastung für die Gemeinde

2. Erfüllung der Bedarfe unserer Nutzer

3. Weitergehende Beteiligung der Bevölkerung

Zu 1.) Die Fraktion GL war bei den erst drei Monate zurückliegenden Haushaltsberatungen äußerst kritisch. Wir haben den Haushalt lediglich gebilligt. Ein Neubau der Hohensteinhalle basierend auf der vorliegenden Systemplanung und den heute bekannten Kosten kann unsere Gemeinde aus Sicht der GL nicht tragen.

Die Landesregierung hat sämtliche Ausgaben unter Finanzierungsvorbehalt gestellt – die Auswirkungen der Pandemie und die damit verbundenen Steuerausfälle für unsere Kommune sind noch nicht abschließend abschätzbar.

Im mittelfristigen Haushalt bis 2024 hat die Gemeinde 6,5 Mio. € für die Halle eingeplant. Die vorliegende Systemplanung übersteigt diesen Ansatz um fast 1 Mio. €. Höhere Gesamtkosten sind nicht auszuschließen, da eine durchschnittliche Teuerungsrate von 3,5 % angenommen wurde und wir derzeit eine massive Verteuerung auf dem Baustoffmarkt erleben. Für die Halle werden mit einem externen Lager weitere Kosten anfallen, die in der heutigen Kostenplanung noch nicht enthalten sind.

Zu 2.) Bei den Bedarfen der künftigen Nutzer wurde zunächst vollumfänglich auf alle Wünsche eingegangen. Im Verlauf der letzten beiden PB-Sitzungen wurde der Flächenbedarf um 100 qm reduziert und insbesondere die Bedarfe für die kulturelle Nutzung eingeschränkt:

▪ Die Küche kann im Regelfall Verpflegung für nur rund 300 Personen leisten. In der dargestellten Küche können überwiegend einfache Gerichte zubereitet werden, insbesondere wurde an die Zubereitung von Fastfood, Fertiggerichten, oder solche mit hohem convenience-Grad gedacht. Wir haben insbesondere mit Blick auf unsere kulturellen Veranstaltungen Bedenken, ob das ausreichend wäre.

▪ Das Foyer stellt eine Kompromisslösung dar und muss bei größeren Veranstaltungen umgebaut werden. Hiervon ist auch ein Teil der Gymnastikräume betroffen, die eine Kompromisslösung aus erweiterter Küche/Anrichte und Foyer darstellen.

▪ Die Lagerflächen im UG entfallen komplett – ein externes Kaltlager müsste errichtet werden. → Im Ergebnis wurde eine Spielfläche, die allen Anforderungen gerecht wird, in den Mittelpunkt gestellt und bei den darum liegenden Funktionsräumen entsprechende Einschränkungen vorgenommen, vor allem eben zu Lasten der Kultur. Deutlich wird dies erst recht, wenn man sich die Empfehlungen einzelner Planungsbeiratsmitglieder aus dem letzten Protokoll anschaut. Für einzelne Mitglieder war die Grenze der Einschränkungen erreicht und es sind sogar Aussagen gefallen, „dass der Gemeinderat bei Beschluss eines Neubaus keinerlei weitergehenden Änderungen zu Lasten der Bedarfe der Nutzer vornehmen sollte“.

Zu 3.) Die Bürgerbeteiligung bis zum heutigen Tage hat ganz in unserem Sinne stattgefunden und wird von uns auch positiv gesehen. Allerdings hätten wir eine weitergehende Diskussion über die Erkenntnisse des Planungsbeirats mit der Bürgerschaft gewünscht. Die Bedenken der Verwaltung und der andren Fraktionen, die Systemplanung auch optisch darzustellen, teilen wir überhaupt nicht. Ein Generalunternehmer wird und muss sich über unsere Skizzen hinaus mit einer möglichen Umsetzung beschäftigen und unsere Systemplanung entsprechend umsetzen.

In vielen Gesprächen mit der Bürgerschaft, übrigens auch mit Mitliedern aus im PB vertretenen Vereinen, haben wir den deutlichen Wunsch nach einer weiteren Informationsrunde aufgenommen. Hierbei ist sogar das Wort Bürgerentscheid gefallen.

Aus den genannten Gründen, hauptsächlich aber aus den finanziellen Erwägungen und den zu großen Einschränkungen in der kulturellen Nutzung, lehnen wir den vorliegenden Beschlussantrag in der Fraktion GL einstimmig ab.

Abschließend muss festgehalten werden, dass die Gingener Liste sich um ein Fortsetzen des bisherigen Beteiligungsprozesses bemüht. Hierzu wurde ein eigener TOP für die Sitzung am 18.05.2021 beantragt. Leider konnten wir uns nicht in der Frage durchsetzen, dass die erarbeitete Systemplanung vollumfänglich der Bürgerschaft vorgestellt wurde. Wir teilen nicht die Meinung der Verwaltung und anderer Fraktionen, dass sich mögliche potenzielle Bewerber diese Planungsskizzen zu Eigen machen würden.

Im Übrigen ist die Gingener Liste nicht grundsätzlich gegen einen Neubau. Allerdings hat uns die dargestellte Systemplanung mit dem Konzept „Planen und Bauen“ aus besagten Gründen nicht überzeugt.

Wir werden den Prozess weiterhin konstruktiv-kritisch begleiten und uns im Sinne der Bürgerschaft einbringen.

Die Fraktion GL im Gemeinderat

Jürgen Engel, Matthias Hofmann und Ingo Abraham