Stellungnahme der GL zum Nachtragshaushalt 2022

Die Fraktion GL hat sich bereits am 25.01.2022 kritisch gegenüber der
vorgelegten Haushaltsplanung für das Jahr 2022 und der mittelfristigen
Finanzplanung gezeigt.
Wir haben in unserer ausführlichen Stellungnahme, auf die wir nochmals
verweisen, aufgezeigt, dass uns die Finanzierung des Investitionsprogramms von über 21 Mio. € zu unsicher wirkt und zu stark von Eventualitäten abhängig erscheint.
Insbesondere die nachfolgenden Umstände haben uns bereits Anfang des
Jahres sehr nachdenklich gemacht:
– Abschluss von Neukrediten in Zeiten der Zinswende,
– die Erlöse aus dem geplanten Verkauf von projektiertem Bauland bzw.
noch nicht projektiertem Bauland
– letztlich die Abhängigkeit bei Zuwendungen für Fördermittel aus den
Töpfen der Sportförderung, Ganztagesbetreuung oder auch dem Ausgleichsstock
Die damalige Betrachtung erfolgte in Zeiten eines von der Corona-Pandemie geprägten negativen wirtschaftlichen Zustandes – an dem sich prinzipiell nichts geändert hat. Hinzugekommen sind dann die enorm negativen Auswirkungen des Ukrainekrieges, die Wirtschaft, Gewerbe und Private innerhalb kürzester Zeit in enorme finanzielle Bedrängnis versetzt hat. Für Bund- Länder und Kommunen bedeutet dies in den kommenden Monaten und Jahren eine unsichere und vermutlich negative Entwicklung der Kreditzinsen.
Für die notwendige Finanzierung unserer Projekte ist mit einer Verteuerung bei den Bau – Erschließung und Instandhaltungskosten zu rechnen und wie im Haushalt dargestellt, müssen wir auch eine personelle Aufstockung
vornehmen, um alle Aufgaben der Gemeinde leisten zu können.

Letzteres steht für uns außer Frage. Die aufgezeigten zusätzlichen
Personalkosten i.H.v. rund 15tsd. € könnten im regulären Haushalt dargestellt werden.
Ein Nachtragshaushalt wird nur deshalb nötig, um einen Hallenneubau
innerhalb der Angebotsbindefrist (31.07.22) in Auftrag geben zu können und
dies ggf. auch bei Ausbleiben der eingeplanten Fördermittel i.H.v. bis zu 1,5
Mio. €.
Zur Bewältigung bzw. Finanzierung dieses „Worst Case Szenario“ sind
Sperrvermerke vorgesehen, die den Anbau des Kindergartens Hohenstein, den Rückbau der Hindenburgstraße und die Gestaltung des
Friedhofsparkplatz/Ortseingang betreffen werden.
Die Fraktion GL hat im Januar unter wesentlich freundlicheren
Gesamtumständen Folgendes gefordert:
Die Finanzierung des Investitionspakets muss transparent und verlässlich sein.
Der heutige Nachtragshaushalt trifft eben keine zuverlässigere Aussage zur
Kreditaufnahme in einer aktuellen Wende der Zinspolitik.
Der Nachtragshaushalt zeigt aber Verzögerungen bei den verschiedenen
Baulanderschließungen für Gewerbe und Wohnen auf.
Die Abhängigkeit in Punkto Baulandverkaufserlöse bleibt unverändert hoch.
Und zuletzt sollen wir heute eine Option einräumen, die uns einen Baustart der Hohensteinhalle auch bei vollständigem Ausbleiben von Fördergeldern von bis zu 1,5 Mio. € ermöglicht.
Freilich geht es heute nur um das Einräumen einer Option. Aber wer hat den
ernsthaft nach diesem Beschluss noch den Mut die Reißleine zu ziehen?
Abschließend und eigentlich wichtigster Punkt, den wir mehr als kritisch
gesehen und uns am meisten Kopfzerbrechen bereitet:
Die Finanzierung eines Hallenneubaus darf sich nicht zum Nachteil anderer
gewichtigen Projekte auswirken. Und hierzu zählt die Ortskernsanierung und Neugestaltung der Hindenburgstraße, dazu zählt aber auch der notwendig gewordene Ausbau des Hohensteinkindergartens.

Wir haben keine sichere Angabe zur Dauer der Sperrvermerke. Was, wenn
Fördermittel weiter ausbleiben?
Heute in den Nachrichten: die Bundesregierung pocht auf die konsequente
Einhaltung der Schuldenbremse ab 2023. Es wird nicht einfacher an
Fördermittel zu kommen.
Lösen wir die Sperrvermerke dann durch noch mehr Kreditaufnahmen?
Eine Container-Unterbringung und dortige Betreuung unserer Kinder über das absolute notwendige hinaus sollte vermieden werden.
Eine Interimsunterbringung kann noch so hochwertig sein – sie ersetzt keine Standard-Liegenschaft.
Wir sollten unbedingt heute schon wissen und bitte auch sagen, für wie lange wir eine Interimsunterbringung in Containern vorsehen.
Dies ist für die Kinder, deren Eltern und das Personal enorm wichtig.
Faktisch wird der Neubau der Hohensteinhalle mit den geplanten
Sperrvermerken über einen Anbau der Kita Hohenstein gestellt.
Wir sind dabei ganz bei der Aussage der Fraktion UWG/FW, die in ihrer
Haushaltsrede im Januar nahezu entgegengesetzt zur heutigen
Beschlussvorlage sogar ein Vorziehen des Anbaus beim
Hohensteinkindergarten ins Spiel brachte. Ggf. müsste dann eine
Notertüchtigung der alten Halle erfolgen.
Wir wollen nicht so weit gehen und davon sprechen, dass der heutige Beschuss einen Hallenneubau auf „Biegen und Brechen“ ermöglicht.
Es ist aber schon so, dass sich momentan alle Faktoren, die ich eben
beschrieben habe, zum Negativen wenden.
In der Gesamtschau sehen wir die vorliegende Fortschreibung unseres
Haushalts skeptisch und können konsequenter Weise jetzt auch keine
Kehrtwende machen.
Für die aufgezeigten notwendigen Mehraufwendungen, insbesondere beim
Personal, stehen wir natürlich offen gegenüber.

Auch einen finalen Beschluss zum Hallenneubau werden wir, wie alle
Entscheidungen, ernsthaft prüfen.
Wir hoffen, dass bis dahin mehr Transparenz in Sachen Finanzierung herrscht und wir mehr über mögliche Zusagen der beantragten Fördermittel wissen.


Pressemitteilung der GL zum Haushalt 2022

Ein positives Jahresergebnis aus dem Jahr 2019 darf uns nicht über die kritische Finanzsituation unserer Gemeinde in Gingen hinwegtäuschen. Das Jahr 2019 war solide – danach folgen drei Coronajahre mit einem dicken Minus im ordentlichen Ergebnis. Für 2022 ist ein Minus von 513tsd. € kalkuliert.
Die Gemeinderatsfraktion Gingener Liste (GL) sieht es daher ganz anders als Gingens Bürgermeister, der in der GZ von einer Erleichterung bei den anstehenden Investitionsvorhaben spricht. Die GL hat erhebliche Zweifel an der Finanzierbarkeit seiner Großprojekte. „Wir lehnen den Haushalt 2022 und die mittelfristige Finanzplanung ab. Die gigantische Investitionssumme bis 2025 im Umfang von rund 21,7 Mio. € wackelt gewaltig und unterliegt unserer Einschätzung nach viel zu vielen Unsicherheiten.
Die größten Brocken dieses Investitionspakets sind der Neubau der Hohensteinhalle, die Ortskernsanierung und der Ausbau der Kindergartenbetreuung. Die Mittel zur Deckung kommen mit 3,9 Mio. € von der Bank und mit 7,0 Mio. € aus Grundstücksverkäufen, für die es im Barbaragarten II noch gar keinen Bebauungsplan gibt und im Baugebiet Schulstraße noch an der Erschließung getüftelt wird. Ob und in welcher Höhe mit Erlösen aus dem Verkauf von Grundstücken gerechnet werden kann, ist damit unsicher und sollte in einer soliden Finanzplanung den Gemeinderat nicht abhängig machen. Die GL möchte bei Baugebieten auch andere Erwägungen, wie Umwelt, Ressourcenverbrauch und Verträglichkeit anstellen können und möchte nicht vom Druck der Finanzen zu einem ja gezwungen werden. Es kommt sonst beim Bauen nicht mehr auf Nachhaltigkeit und Qualität, sondern nur noch auf Quantität und Gewinnmaximierung an.
Die GL hadert auch mit dem eingeschlagenen Weg in einen Kredit- und Schuldenhaushalt. 3,9 Mio. € lassen sich heute gut aufnehmen, die Zinslast muss aber auch noch in 20-50 Jahren leistbar sein. Das Verbraucherportal FMH vermutete bereits für dieses Jahr einen Anstieg der Bauzinsen von 1,0% auf 1,75% (GZ vom 17.01.2022). Auch wenn die Konditionen für Kommunen günstiger sind, würde ein Anstieg des Zinsniveaus für unsere Gemeinde bei dieser Kreditsumme erhebliche Auswirkungen und Belastungen für den Ergebnishaushalt bedeuten.
Als weitere große Unsicherheit hat sich die Kalkulation der Gesamtkosten für einen möglichen Hallenneubau erwiesen. Während unsere Verwaltung im Haushalt 2021 noch 6,5 Mio. € vorsah, sind es im aktuellen Haushalt bereits 8,2 Mio. €. Als Grund wurden die massiv gestiegenen Bau- und Rohstoffkosten genannt. Die GL hat dies bereits in der Bürgerinformation im Juni 2021 vorausgesagt und wurde damals belächelt. Wir sehen die Halle zwischenzeitlich bei mind. 10,0 Mio. €, wenn man die Halle nicht aus Pappe bauen möchte.
Bedenklich und realitätsfern schätzen wir die Finanzierung der Halle ein. So geht unser Bürgermeister von einer Fördersumme aus dem Ausgleichsstock des Landes und der Sportförderung von gesamt 1,5 Mio. € aus. Im gesamten Jahr 2021 gab es für Sport- und Kulturhallten keinen einzigen Cent aus dem Ausgleichsstock. Die maximale Fördersumme für eine einzelne Kommune lag bei 1,1 Mio. €. Aus der Sportförderung kann auch nur mit wenigen zehntausend Euro gerechnet werden. Der Antrag wurde jetzt erst gestellt. Wenn das schief geht, hängen wir mit der Halle bis zum nächsten Jahr in der Luft und müssten neu beantragen.
Bleibt die Frage nach den verbleibenden Werkzeugen des Gingener Finanz-Werkzeugkastens. Die liquiden Mittel werden nahezu auf null heruntergefahren und fließen komplett in die Investitionen. Die Gemeindesteuern und Gebühren wurden allesamt trotz und gegen die Bitten des Gewerbevereins erhöht. Die Gewerbebetriebe ächzen zum Teil gewaltig und haben die Pandemie keineswegs hinter sich gelassen. Mit einer Entlastung aus dem Kreis, beispielsweise durch Absenkung der Kreisumlage ist laut Kreiskämmerer mittelfristig nicht zu rechnen. Auch im Kreis kämpft man mit einem negativen ordentlichen Ergebnis und droht von der Schuldenlast des Klinikneubaus erdrückt zu werden.
Die GL hat als einzige Fraktion den Haushalt 2022 und die mittelfristige Finanzplanung abgelehnt. Sie ist nicht nachhaltig und schafft eine zu große Abhängigkeit zwischen den einzelnen Projekten. Geht ein Projekt schief – gefährdet das u.U. die Finanzierung der Ortskernsanierung.

Haushaltsrede der GL 2022

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

sehr geehrte Damen und Herren,

nach der Eingabe des Haushalts 2022 durch unsere Verwaltung Mitte Dezember des vergangenen Jahres soll der Gemeinderat heute die Haushaltssatzung beschließen und die mittelfristige Finanzplanung für die kommenden drei Jahre mittragen.

Unser Bürgermeister hat seine Haushaltsrede unter folgenden Leitsatz gestellt: „gemeinsam erfolgreich gestalten“.

Die Fraktion Gingener Liste hat sich hiermit auseinandergesetzt und kann diesen Leitsatz auch nachvollziehen. Allerdings kann ein gemeinsames Gestalten nur dann erfolgreich sein, wenn es auch von Nachhaltigkeit geprägt ist oder sein wird.  

Denn beim Thema Nachhaltigkeit nimmt man beim Verbrauch seiner Mittel und Ressourcen Rücksicht auf die nachfolgenden Generationen.

Egal ob es um unsere Finanzen, unsere Bodenflächen, unseren Wald, unsere Gebäude oder unsere Jugend geht. Alle Entscheidungen, die wir dazu treffen, dürfen nicht nur im kurzfristigen Moment realisierbar erscheinen, sie dürfen eben auch auf mittlere und lange Sicht nicht zum Bumerang und zum Problem unserer Kinder und Kindeskinder werden.

Das ist der Leitgedanke der Gingener Liste, unter dem wir unsere Gemeindepolitik ständig betrachten und unsere eigenen Standpunkte regelmäßig prüfen und gegebenenfalls auch anpassen müssen.

Ein Haushaltsplan in Form des vorliegenden umfangreichen Zahlenwerks, das uns unser Kämmerer Herr Burger erläutert hat, beantwortet freilich nicht, ob unsere Gemeinde nachhaltig mit ihren Ressourcen umgeht. Ein Haushaltsplan beantwortet vielmehr die Frage, ob man innerhalb gesetzlicher Fristen und Vorgaben agiert.

Daher erscheint uns die Aussage des Kämmerers, man könne das für 2022 negative ordentliche Ergebnis von rund 513tsd. € in den nächsten Jahren ausgleichen und damit die gesetzlichen Vorgaben aus der Gemeindehaushaltsverordnung erfüllen, als zu pauschal.

Zum heutigen Zeitpunkt gibt es nämlich eine nicht unbedeutende Anzahl von Unsicherheiten, die sich letztlich auch auf die ordentlichen Jahresergebnisse der nächsten drei Jahre auswirken könnten.

Bei einer Sanierung oder bei einem Neubau der Hohensteinhalle werden im Investitionshaushalt bereits heute 1,5 Mio. € an Fördergeldern angenommen. Ein Antrag auf Gelder aus dem Ausgleichsstock kann aber erst nach unserem Haushaltsbeschluss gestellt werden. Sollten wir nicht oder nicht im geplanten Umfang am Ausgleichsstock partizipieren, müsste diese Investition anderweitig ermöglicht, also mit noch mehr Schulden finanziert werden. Und das wirkt sich dann auch in Form von Zinsaufwendungen auf das jährliche ordentliche Ergebnis aus.

Ganz zu schweigen von einer langfristigen Belastung in Bezug auf die Rückzahlung unserer Schuldenlast.

Diese wird sich bis zum Jahr 2025 vervierfachen und bei mehr als 4,0 Mio. € liegen – insofern alles nach Plan läuft. Wie mühevoll und langatmig sich die Rückführung der Schulden gestalten wird, können wir uns ausmalen. Momentan nimmt man fürs Jahr 2022 eine Tilgung von 120tsd. € bei einer Schuldenlast von rund 1,8 Mio. € an.  

Dabei stehen wir am Beginn der Zinswende. In der Geislinger Zeitung (GZ) vom 17.01.2022 wurde getitelt, dass der Zinsanstieg schneller käme als erwartet. Und das kündige sich nicht nur durch die Aussagen der US-Notenbank Fed an.

Das Verbraucherportal FMH vermutet bereits für dieses Jahr einen Anstieg von 1,0% auf bis zu 1,75% bei Bauzinsen und Krediten mit zehn- bis fünfzehnjähriger Laufzeit. Damit würden die Kosten für den Hauskauf und eben auch für Anschlussfinanzierungen steigen.

Wie drastisch sich das bereits bei einem Kredit in Höhe von 250.000 € mit einer 10-jährigen Laufzeit auswirkt, macht das folgende Beispiel aus dem Artikel der GZ deutlich:

Während bei einem Zinssatz von 1,0% 2500 € an Zinsen zu leisten sind, entwickelt sich das bei 1,75% auf 4375 € pro Jahr. Und das natürlich ohne Tilgung.

Dass diese Entwicklung nicht gänzlich entkoppelt von der Zinsentwicklung bei Anleihen der öffentlichen Hand stattfindet, zeigt die Zinsentwicklung der Bundesanleihen.

Welche Bedeutung diese Entwicklung auf den Schuldenberg von Gingen hätte, brauche ich nicht weiter auszuführen.

Nächste Unsicherheit, die wir heute nicht abschätzen können, die Corona-Pandemie, insbesondere die pandemiebedingte Rohstoffverknappung und Verteuerung.

Als ich im Juni vergangenen Jahres in der Hohensteinhalle die damals übliche Teuerungsrate bei Bauleistungen von 3,5% ansprach und diese als nicht auskömmlich bezeichnete, war die Beachtung und der Zuspruch im Gemeinderat nicht gerade groß.

Zwischenzeitlich haben wir eine nicht unerhebliche Steigerung von Rohstoff- und Baukosten aufgrund einer globalen Rohstoffknappheit.  

Unser Bürgermeister hat zwischenzeitlich die Auswirkungen erkannt und reagiert. Im Haushalt sind die Gesamtkosten für die Hohensteinhalle von 6,5 Mio. € auf 8,2 Mio. € erhöht worden.

Leider hat man Erklärungen zu dieser Erhöhung im Gemeinderat überhaupt nicht gehört. Die Information dazu habe ich mir außerhalb der Sitzungen, sozusagen zwischen Tür und Angel, besorgt. Von daher macht man sich in der Fraktion auch seine eigenen Gedanken und befürchtet, dass eine weitere Verteuerung nicht ganz auszuschließen ist.

Frage: Sind in unserer Finanzplanung weitere Unsicherheiten der pandemiebedingten Einnahmerückgänge berücksichtigt?

Die Pandemie schlägt derzeit in einer Heftigkeit zurück, wie es im vergangenen Sommer kaum jemand geahnt hat. Viele haben Corona bereits für beendet erklärt. Ein Teil unserer Gingener Unternehmen hat sich auf keinen Fall bereits erholt – vielmehr hält sich unser Gewerbe über Wasser. Der Gewerbeverein hat uns dies im Zusammenhang mit der im November letzten Jahres beschlossenen und seit 1.1.2022 geltenden Gewerbesteuererhöhung deutlich mitgeteilt.

Die Antwort auf unsere Fraktionsanfrage beim Gewerbeverein wurde an alle Fraktionen gerichtet. Leider wurde die Erhöhung des Gewerbesteuer-Hebesatzes von 355 auf 380 Punkte, trotz aller Warnungen, mit einer knappen Mehrheit beschlossen.

Wir können nur hoffen, dass Unternehmen nicht von Bord gehen müssen und wir am Ende des Tages ein Minus bei der Gewerbesteuer zu verzeichnen haben.

Es ist im Falle von künftigen Steuerausfällen der Kommunen nämlich nicht damit zu rechnen, dass das Land im bisherigen Umfang für einen Ausgleich sorgen kann und wird.

Wir müssen auch an die Verpflichtungen denken, die zwischen Kommune und Kreis bestehen. Unser Kämmerer hat im letzten Jahr immer wieder die Hoffnung auf Senkung der Kreisumlage angesprochen, die uns im neuen Haushalt mit über 2,1 Mio. € belasten wird.

Eine Absenkung der Kreisumlage um 0,5 Punkte hätte Gingen um rund 33tsd. € entlastet. Leider hat der Kreistag keiner Absenkung zugestimmt. Es blieb bei einem Satz von 32,5 Punkten.

Das zuständige Amt für Finanzen und Beteiligungen hat für die kommenden Jahre eine Steigerung der Steuerkraftsumme für den Kreis auf 101% angenommen – also eine einprozentige Steigerung pro Jahr.
Parallel soll sich die Kreisumlage im Jahr 2023 auf einen Hebesatz von 34,5 Punkte und im Jahr 2024 auf 35,5 Punkte erhöhen.

Der Kreis möchte den Kopfbetrag für die Schlüsselzuweisungen für das Jahr 2023 übernehmen.

Hinzu kommt, dass der Kreiskämmerer davon ausgeht, dass er seinen Haushalt im Planungszeitraum nur bei einer deutlichen Steigerung des Kreisumlagehebesatzes ausgleichen könne.

Ich zitiere einige Begründungen des Kreiskämmerers aus dessen Haushaltsplan (S. 140 ff.)

„…die Alb Fils Kliniken GmbH (AFK GmbH) geht gemäß dem aktuellen Wirtschaftsplan 2022 nicht davon aus, innerhalb der nächsten vier Jahre ein ausgeglichenes Betriebsergebnis erzielen zu können. Im Gegenteil. In den

Jahren 2023 bis 2025 plant die AFK GmbH mit einem Defizitausgleich durch

den Landkreis in Höhe von ca. 23,3 Mio. Euro. Würden die gemeldeten

Zahlen tatsächlich in den Jahren 2023 bis 2025 so eintreten, wäre der

Landkreishaushalt auf Dauer nicht mehr tragfähig.

Die Investitionskostenzuschüsse (des Kreises beim Klinikneubau, Anm. d. R.) führen zunächst zu Mehrausgaben im Finanzhaushalt, in der Folge zu anteiligen Auflösungsbeträgen (entsprechend den Abschreibungen der Klinik-Investitionen) und Zinskosten der Finanzierung, die langfristig den Ergebnishaushalt belasten und letztlich über die Kreisumlage bzw. über Entnahmen aus der Ergebnisrücklage.“

Und genau an dieser Stelle fragen wir uns in unserer Fraktion, warum man in Gingen von einer Absenkung der Kreisumlage im Jahr 2023 ausgeht und eine Entlastung von rund 50tsd. € vorgesehen ist?

Wenn ich dazu unseren Kämmerer aus seiner Rede zum Haushalt 2021 zitieren darf: „…die Kreisumlage wird uns bis zum Jahr 2024 um rund 164tsd. € jährlich mehr belasten…“.

Mit einer Entlastung des Haushalts durch Absenkung der Kreisumlage kann also unserer Meinung nach nicht gerechnet werden.

Von daher sind wir überaus vorsichtig und maximal verhalten optimistisch, dass der gesetzlich vorgeschriebene Ausgleich des ordentlichen Ergebnisses im kommenden Jahr gelingen kann.

Im letzten Jahr wurde in unserem Haushaltsplan für das Jahr 2022 mit einem sanften Minus von 152tsd. € gerechnet. Jetzt wissen wir, dass es über eine halbe Million sein wird.

Für 2023 wurde ein Plus von 415tsd. € angenommen – heute nehmen wir nur noch 223tsd. € an.

Diese Annahmen unterliegen also offenbar erheblichen Schwankungen – und zwar auch deshalb, weil wir gewisse Entwicklungen nicht zuverlässig genug voraussagen können.

Was man aber sicher voraussagen kann, dass sich bei kontinuierlichem Angebot von neuem Bauland Familien ansiedeln, die ein entsprechendes Betreuungsangebot für ihre Kinder benötigen.

Und da sind wir in Gingen qualitativ auf Topniveau unterwegs – aber rennen quantitativ den Bedarfen hinterher. Ein weiterer Wagen beim Naturwaldkindergarten deckt die sich abzeichnenden Bedarfe nicht.

Unser Bürgermeister hat es in seiner Rede im Dezember angesprochen. Der Hohenstein-Kindergarten soll ausgebaut werden und bis dahin benötigen wir übergangsweise für rund 3 Jahre eine Interimsunterbringung in Containern.

So erfreulich dies mit dem Zuzug und dem Nachwuchs für die Gemeinde ist, wir wissen alle um den Deckungsgrad der Betreuung und was das insbesondere im Bereich der Personalkosten für Auswirkungen haben wird.

Sie wissen aber auch, Herr Bürgermeister, dass sich der Gemeinderat hier sehr flexibel und handlungsbereit zeigt, auch wenn Geld in die Hand genommen werden muss – so zumindest mein Eindruck.

Unverständlich ist es für uns aber an der Stelle, wenn man sich Gedanken um die Jugendlichen macht, die außerhalb der Vereine keine Betreuungsangebote in Gingen in Anspruch mehr nehmen können und weiterführende Schulen besuchen.

Wir haben zum wiederholten Male eine Prüfung durch die Verwaltung angeregt, ob und wie den Jugendlichen in Gingen eine Räumlichkeit zur Verfügung gestellt werden könnte, die als Jugendtreff dient.

Wir reden hierbei bewusst von einem Jugendtreff und nicht von einem Jugendhaus. D.h., dass wir die Betreuung des Projekts ehrenamtlich und ohne Personalkosten abbilden könnten. Die Einrichtung dürfte über Spenden zu leisten sein.

Und deshalb haben wir kein Verständnis für die Stellungnahme und die ablehnende Haltung unserer Verwaltungsspitze.

Sie verweisen auf einen Beschluss aus 2013, weil zum damaligen Zeitpunkt ein Angebot im Haus des ev. Krankenpflegevereins nicht mehr nachgefragt wurde.

Entschuldigung – aber 2013 hat man auch noch auf eine Sanierung der Hohensteinhalle gesetzt.

Man hat auch im letzten Jahr einen Antrag der Gingener Liste zur Entschärfung der Querung in den Böhringer Weg, also unter der Überführung der Umgehungsstraße, mehrheitlich für nicht relevant gehalten. Eine Wortmeldung aus einer anderen Fraktion im laufenden Jahr 2021 hat hier allerdings zu einer Kehrtwende um 180 Grad geführt. So viel zum Thema – wir halten an vergangenen Beschlüssen fest.

Doch zurück zur Jugend. Die Verwaltung hält es für ausreichend, dass unsere Jugend in die Jugendhäuser und Jugendtreffs der Nachbarkommunen gehen soll, weil sie ja auch dort zur Schule gehen.

Da fällt einem nun wirklich nichts mehr ein. Es passt aber ins Bild. Denn bei den vielen Fragen unserer Schullandschaft brauchte es in öffentlicher Sitzung schon auch Überzeugungsarbeit nahezu aller Fraktionen, dass sich am Ende des Tages ein Vertreter aus Gingen mit den Trägerkommunen an einen Tisch setzt. Ich erinnere an die öffentliche Sitzung im Dezember, bei der wir fraktionsübergreifend der Meinung waren, dass man eine Einladung der Stadt Süßen in Bezug auf eine Sanierung der dortigen Schule wahrnehmen sollte.

Diese Diskussion war, wie ich finde, sehr gewinnbringend und hat eben auch deutlich gezeigt, dass unser Gemeinderat sich Gedanken über die Schullandschaft macht und auch mit den anderen Kommunen im Gespräch bleiben will.

Damit wird man auch ein Stückchen den Schülern und Eltern gerecht, die sich beim Thema Migy oder jetzt auch in Süßen mehr Engagement des Gemeinderats wünschen.

Keine Frage, nicht dass das Thema nachher wieder mit der Finanzierungsnummer totgeschlagen wird. Keiner, auch wir nicht, sind für freiwillige Zahlungen und irgendwelche Signale in Richtung Geislingen, Donzdorf oder Süßen.

Worüber man reden sollte, ist die Vorsorge. Die Zukunftsvorsorge finanzieller Art für unsere Gemeinde, falls man zu Zahlungen verpflichtet wird.

Lassen Sie mich abschließend versuchen ein Gesamtbild zu zeichnen.

Unser Bürgermeister hat in seiner Haushaltsrede die Schwerpunkte der Gemeindeinvestitionen dargestellt.

All die großen Projekte werden in unserem Haushalt abgebildet, dazu gehören u.a. die Ortskernsanierung, die Hohensteinhalle, die Erschließung von Wohn- und Gewerbegebieten und auch die Kinderbetreuung wurde angesprochen.

Sie selbst haben gesagt, dass es weiterhin Risiken für den Haushalt gibt.

Und Sie gehen davon aus, dass unser Haushalt Raum für notwendige Unterhaltsmaßnahmen hat und dass man sich zur Lösung von auftretenden Schwierigkeiten aus dem Instrumentenkasten geeigneter Steuerungsinstrumente bedienen könne.

Aber welche sind das? Noch mehr Schulden? Noch mehr Bauland verkaufen? Das Wasser aus dem Schwimmbecken lassen oder die Bücherei schließen?

Irgendwo muss es doch einen Zusammenhang und eine Abhängigkeit zwischen dem Haushaltsvolumen, dem geplanten Invest und der Aufnahme von Krediten geben. Wo liegt denn da die Grenze für unseren Haushalt?

Das Investitionsprogramm wird vom Jahr 2021 zum Jahr 2022 derartig aufgeblasen, dass man schon die Frage nach der Grenze des Machbaren stellen muss.

2021 wurde ein Investitionsprogramm von 17,8 Mio. €, Grundstücksverkäufe im Umfang von 5,4 Mio. € und Kredite in Höhe von 3,7 Mio. € angenommen.

Heuer sind es bereits 21,7 Mio. € Gesamtumfang, bei fast 7,0 Mio. € aus Grundstücksverkäufen und 3,9 Mio. € Krediten.

Dieser Investitionsplan nimmt uns schon über die Maßen in Beschlag. Wer dieser mittelfristigen Finanzplanung zustimmt, kann beruhigt alle anderen sachlichen Erwägungen ausblenden. Wir brauchen jeden Cent aus Grundstücksverkäufen – der Barbaragarten II ist somit besiegelt.

Und dann ergeben die Aussagen unseres Bürgermeisters und unseres Kämmerers auch Sinn. Es gibt wenig Luft für Neues. Und man könne notwendige Unterhaltsmaßnahmen leisten.

Das ist die Situation und der Sprachgebrauch, an die bzw. den wir uns für lange Zeit gewöhnen werden müssen.

Unsere Fraktion hat deshalb ausschließlich Anträge formuliert, die sich nicht negativ auf den Haushalt auswirken.

Denn auch der Finanzmittelbestand wird in den nächsten drei Jahren auf ein Minimum heruntergefahren. Das bedeutet, dass wir im Ernstfall Unvorhergesehenes nicht mehr aus eigener Kraft bezahlen können. Wir sind auf Fremdmittel von Banken, des Bundes, des Landes oder dem Kreis angewiesen. 

Warum ist das so? Wer Geld aus dem Ausgleichsstock bekommen möchte, muss die Voraussetzungen dafür erfüllen. Gefördert werden nämlich nur leistungsschwache Gemeinden durch Bedarfszuweisungen bei der Schaffung notwendiger kommunaler Einrichtungen, usw.  nachzulesen auf den Seiten des Regierungspräsidiums.

Und weil man in unserer Verwaltung davon ausgeht, dass man vor so einem Antrag seine Hausaufgaben erledigen muss, haben wir u.a. die Hebesätze bei Grundsteuern, die Gewerbesteuer, die Gebühren für den Friedhof und die Kinderbetreuungskosten angepasst.

Wir sind also bereits an allen Stellschrauben gewesen. Was machen wir eigentlich, wenn uns ein großes Projekt aus dem Ruder läuft? Uns allen sollte die Ortskernsanierung am wichtigsten sein. Wir sind nicht bereit, dieses Jahrhundertprojekt wegen einer Überlastung unserer Finanzen zu gefährden.

Wir müssen uns klar sein, dass Ihre verbliebenen Steuerungsinstrumente, Herr Bürgermeister, richtig wehtun werden. Sie reichen von Verzicht über Steuererhöhungen bis zu Kreditaufnahmen. Entschuldigen Sie den Vergleich, aber Geislingen lässt grüßen.

Indikatoren für die Anspannung im Haushalt könnten auch die Verpflichtungserklärungen sein, die sich innerhalb eines Jahres von 1,4 Mio. € auf 7,0 Mio. € erhöht haben.

Die Fraktion Gingener Liste hat für 2020 einen gewissen Handlungsspielraum bei Entscheidungen angenommen, ein Jahr später schien uns dieser Spielraum abhandengekommen zu sein und heute sind wir noch einen Schritt weiter.   

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir haben uns noch nie so schwer getan mit unserem Haushalt. Für uns kommt es auch auf das Gesamtbild von heute an. Wie reagiert die Verwaltung und wie stellen sich die anderen Fraktionen.

Was unstrittig ist und auf jeden Fall gewürdigt werden muss, ist das große ehrenamtliche Engagement unserer Bürgerinnen und Bürger. Egal ob in den Vereinen, in der Feuerwehr, bei unserem „Schnappermobil“, und vieles mehr.  

Aber auch unsere gesamte Verwaltung ist unglaublich gefordert und mit voller Energie unterwegs. Gerade in der sehr langen und belastenden Pandemiezeit halten Sie Herr Bürgermeister mit Ihrem Team die Gemeinde am Laufen. Dafür allen ein herzliches Dankeschön.

In aller Kürze soll auf die noch nicht angesprochenen Anträge der Gingener Liste eingegangen werden.

Anreize zur Aktivierung von Baulücken:

Wir beantragen für die nächste Klausurtagung die Behandlung dieses wichtigen Themas und denken, dass es gut in den Komplex „Wohnen und Bauen“ einer Klausur integriert werden kann. Die Bedarfsanfragen nach Baugrundstücken übersteigen das künftige Angebot der Gemeinde um ein Vielfaches, trotz anstehender Baulandentwicklung. Bei der Aktivierung von rund 90 Baulücken innerhalb der Gemeinde geht es kaum voran. Eine alleinige Fokussierung auf die Erschließung von neuem Bauland ist nicht zielführend. Die Gemeinde stößt sonst binnen kürzester Zeit an ihre Grenzen. Zudem rät die Umweltbehörde von weiterem Flächenverbrauch aus Gründen der Ressourcenschonung ab (siehe Umweltbericht zum FNP 2035).

Ausbau der Lessing-, Goethe-, Uhland- und Jahnstraße:

Wir beantragen die Streichung der umfangreichen Aufwendungen für eine Detailplanung i.H.v. 40tsd. €. Stattdessen sollen die betroffenen Anlieger und der Gemeinderat über die bereits im Jahr 2019 in Auftrag gegebene Vorentwurfsstudie informiert werden.

Laut Beschlussvorlage des Gemeinderats Nr. 77/2019 sollte im Jahr 2021 der erstmalige endgültige Ausbau der Lessing-, Goethe-, Uhland- und Jahnstraße erfolgen. Hierzu sollte durch das Ingenieurbüro Fritz Spieth GmbH eine Vorentwurfsstudie erarbeitet werden. Diese sollte vor der eigentlichen Planung mehrere (drei) Entwürfe enthalten, die dann mit dem Gemeinderat und den Anwohnern abgestimmt bzw. ergänzt werden sollten.

Weiter hieß es in der Beschlussvorlage: „Erst wenn ein Grobkonzept feststeht, würde die eigentliche Auftragsvergabe mit den Ingenieurleistungen erfolgen. Es ist geplant, die Entwürfe im späten Frühjahr 2020 dem Gemeinderat und den Anliegern vorzustellen.“

Das Ergebnis der Vorentwurfsstudie, für die rund 9tsd. € investiert wurde, ist mit dem Gemeinderat und den Bürgern noch nicht besprochen. Dies gilt es nachzuholen. Die Betroffenen hängen seit vielen Monaten in der Luft sollen nun endlich informiert werden.

Gründung eines Fördervereins für die Hohensteinhalle:

Wir regen an, bei den Vereinen für die Möglichkeit zur Gründung eines gemeinsamen und zweckgebundenen Fördervereins zu werben.

Es geht hierbei nicht um die Finanzierung einer Sanierung oder eines Neubaus. Vielmehr geht es um die Bündelung vereinsübergreifender Interessen. Natürlich könnte diese Funktion auch der Kultur- und Sportkreis Gingen übernehmen. 

Auf unsere weiteren Anträge mit Bezug zur Verkehrssicherheit gehen wir im Anschluss bei der Einzelberatung gerne ein.

Für Ihre Aufmerksamkeit bedanken sich die Mitglieder der Gemeinderatsfraktion Gingener Liste.

Ingo Abraham, Matthias Hofmann und Jürgen Engel

Baulandentwicklung Schulstraße

Eines vorweg, die Fraktion der Gingener Liste hat dem Bebauungsplanentwurf Schulstraße in der Sitzung am 18. Mai 2021 zugestimmt – aber: wir werden die eingegangenen Stellungnahmen nicht nur zur Kenntnis, sondern sehr ernst nehmen.

Es darf kein ungeregeltes Wachstum in den nächsten Jahren mehr geben. Dies gilt es über die Festlegung von Vergabekriterien zu reglementieren. Wir müssen vorwiegend die Bedürfnisse der Gingener Bürgerinnen und Bürger in den Fokus rücken, anstatt einen wahllosen Ausverkauf unserer knapper werdenden Flächen zu betreiben. Das Regierungspräsidium weist darauf hin, dass wir einen Bedarf bis 2029 von 3,7 ha haben, das Gebiet hier umfasst 1,4 und wir schreiben erst 2021.

Bei jeglicher Entwicklung müssen wir uns jedoch der Konsequenzen bewusst sein: Die Ressource Boden ist endlich, es gehen wertvolle Ackerflächen verloren – auch damit sind Existenzen verbunden.

Und: Wer ja zu Baugebieten sagt, muss sich auch über die damit verbundene Infrastruktur Gedanken machen, zu der u. a. Bildungseinrichtungen und Kindergärten gehören. Die Erweiterung des Natur- und Waldkindergartens steht unter TOP 6 bereits heute auf der Tagesordnung, aber auch einer Diskussion an der über die Grundschule hinausgehenden Bildungslandschaft dürfen wir uns als Gemeinderat nicht verschließen.

Anträge der Fraktion zum Haushalt 2020

1. Thema Umwelt/Natur:

Antrag:

Einrichtung eines Günmassesammelplatzes auf dem ehem. Standort des Kompostplatzes (jetziger Wanderparkplatz).

Einmalige Kosten:       ca. 65.000.- € (ggf. auf zwei Haushaltsjahre verteilbar)

Laufende Kosten:       mtl. 18.- € für Toilettenleerung
                                    ca. 450.- € für Personal bei drei Nachmittagen/Woche

(Zuschuss Kreis noch nicht gegengerechnet)

Begründung:

In der Gemeinderatssitzung am 20.11.2018 wurde die Schließung des Kompostplatz Grünenberg und eine Vereinbarung zur Mitnutzung des Grüngutplatz Süßen vom Gemeinderat beschlossen. Seit 30.11.2018 besteht damit in Gingen keine Möglichkeit mehr Grüngut zu entsorgen. Trotz entsprechender Hinweise war in 2019 im Gemeindeblatt mehrmals zu lesen, dass Grüngut wild in der Landschaft entsorgt worden ist. Die Fahrwege auf die Sammelplätze des Landkreises und die z. T. erheblichen Wartezeiten beim Sammelplatz in Süßen tragen aus unserer Sicht zu dieser Entwicklung bei. Aus der Schließung dieser gemeindeeigenen Einrichtung ergibt sich eine anhaltende Belastung der Bürgerinnen und Bürger.

Die Gingener Liste hat sich die Konzepte einzelner Gemeinde im Landkreis mit eigenem Grüngutsammelplatz angesehen und ist der Auffassung, dass folgende Vorgaben des Landkreises und des AWB auf dem bisherigen Kompostplatz Grünenberg umsetzbar sind.

  1. Umzäunte und versiegelte Lagerfläche
  2. Gärwasserzisterne um Gärwässer des saftenden Grünguts zu sammeln
  3. Kontrolle der Anlieferung mit festen Öffnungszeiten
  4. Unterstand für Personal mit Toilette

Für den bisherigen Kompostplatz Grünenberg ist eine immer noch gültige Baugenehmigung vorhanden, die lediglich erweitert werden müsste, um dort die notwendigen baulichen Anlagen herstellen zu können. Zudem wird nur eine Teilfläche des bisherigen Kompostplatzes für die Einrichtung eines Grüngutsammelplatzes benötigt.

Die Gemeindeverwaltung hat in 2019 bereits eine Teilfläche als Wanderparkplatz befestigen lassen. Diese Fläche wäre, bei fachgerecht ausgeführter Baumaßnahme, geeignet und ausreichend groß um einen Grüngutsammelplatz einzurichten. Unser Antrag orientiert sich an der Umsetzung in Dürnau und berücksichtigt, dass Gingen etwa doppelt so viele Einwohner hat wie Dürnau.

Unserem Antrag liegt eine Kostenschätzung, die das Asphaltieren einer Fläche von ca. 500 m² mit einer 10cm starken Tragdeckschicht, das Anlegen von Grüngutboxen mit bis zu 300 m³ in Stahlbetonbauweise mit Stahlrahmenüberdachung und Plane, 2 Zisternen mit einem Fassungsvermögen von je 3500 l, Gartenhütte in Holzblockbauweise als Unterstand für das Personal und Toilette.

Ein eigener Sammelplatz für Grüngut kommt allen Einwohnern zu Gute.

Gingen verfügt über eine hohe Anzahl an privat gepflegten Grünflächen und wird nicht umsonst „Perle des Filstals“ genannt. Wir möchten, dass dies auch in Zukunft so bleibt und möchten mit dieser Maßnahme die Bürgerinnen und Bürger bei der Pflege privater Grünflächen unterstützen. 

2. Thema Jugend


Anträge:
a) Prüfung von geeigneten Räumlichkeiten der Gemeinde zur Einrichtung eines Jugendtreffs. Bspw. ehem. Hausmeisterwohnung der Hohensteinhalle.

b) Jugendtreff in die Planungen der Hohensteinhalle in die jeweiligen Varianten einplanen.

Kosten: sehr gering, da Mobiliar aus Spenden und Personal ehrenamtlich.

Begründung:
Gingen erweitert sein umfangreiches Betreuungsangebot für Kleinkinder und Kinder stetig. Außerhalb unserer Vereine gibt es für Jugendliche keine Betreuungsangebote im Ort.

Diese Zielgruppe trifft sich an ungeeigneten Orten, wie z.B. der Bahnhofunterführung oder verlagert sich in Nachbarkommunen. Die Hohensteinhalle wäre ein idealer Treffpunkt mit guter Verbindung zu bestehenden Einrichtungen (Fußball, Dirthpark).

3. Thema Bauen und Wohnen

Anträge
a) Zuschussprogramm für Baulücken (Diskussion ggf. in der Klausurtagung).

b) Hinzuziehen von Beratungsdienstleistung eines z.B. interkommunal tätigen Flächenmanagers. Es bestehen vielfältige Fördermöglichkeiten und Projektformen.

Begründung:
Die Gemeinde Gingen stößt in Bezug auf Bauland an ihre Grenzen. Von einer weiteren Erschließung und Versiegelung von Grünflächen rät die Umweltbehörde ab (siehe Umweltbericht zum FNP 2035). Die Verwaltung stößt auch an ihre Grenzen bei der Aktivierung von bestehenden Baulücken (ca. 90 Stk. Innerorts!).
Das Beispiel der Stadt Aalen zeigt, dass sich die Investition in einen professionellen Innenentwicklungsmanagers lohnen kann. Dort wurden vor allem die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert und das Förderprogramm „Flächen gewINNEN für Aalen“ aufgelegt. Das Programm sorgt dafür, dass Baulücken, Leerstände und abbruchreife Gebäude für die Stadtentwicklung, für neues Wohnen oder Grün erfolgreich entwickelt werden. Für Grundstückseigentümer gibt es Zuschüsse etwa für den Abbruch, wenn Wohnraum entsteht, oder für Modernisierungen. 98 Förderanträge seit 2017 sprechen für sich.

4. Thema Verkehr/Verkehrssicherheit

Anträge
a) Verkehrsschau Filsstraße/Froschgasse (Steg) am Kindergartenweg:
Die unübersichtliche Stelle im Einmündungsbereich muss dringend entschärft werden. Dies kann u.a. durch die Verlagerung eines Parkplatzes erreicht werden. Eine Verkehrsschau sollte geeignete Maßnahmen hervorbringen und die Notwendigkeit verdeutlichen. Leider hat die Verwaltung trotz mehrmaliger Vorstöße aus der Bürgerschaft und einzelner Gemeinderäte das Thema nicht umgesetzt.  

Kosten: minimal für Verkehrsschild bzw. Markierungen.

b) Sanierung / Teilsanierung Gehweg Uferstraße

Begründung:                                                             

Der Gehweg entlang der Uferstraße ist für Fußgänger die Verbindung zum NVZ, nach Kuchen und zur Schule. Der Weg ist in einem desolaten Zustand und ist für Fußgänger mit Gehhilfen und Eltern mit Kinderwagen nur eingeschränkt nutzbar, so dass immer häufiger auf die Straße ausgewichen werden muss. Insbesondere der Abschnitt bis auf Höhe Hausnummer 4 ist sehr stark betroffen.


c) Verkehrsschau mit dem Ziel eine Einbahnstraße einzurichten (beginnend Bahnhofstraße). Im Begegnungsverkehr kommt es sehr häufig zur Befahrung des Gehwegs. Dies ist für Fußgänger gefährlich und schadet dem Untergrund.

Begründung:
Die Hindenburgstraße ist durch die B10-Umfahrung stark entlastet, so dass es Anwohnern zugemutet werden kann, über die Hindenburgstraße in den Ort zu fahren. Es gibt praktisch innerorts keine Rückstaus mehr.


d) Defekte Beleuchtung Fußweg nach Kuchen reparieren:
Zwischen Oldtimerfreunde und Wasserwerk sind die bestehenden Lampen defekt.

e) Grünenbergerstraße/Abzweigung Böhringer Weg sicherer gestalten:
Mit dem neuen Waldkindergarten wird es einen erhöhten Fußgängerverkehr in diese Richtung geben. Die Querung der Straße auf Höhe der Unterführung B10 ist gefährlich, da unübersichtlich in beide Richtungen.
Der Kindergartenweg sollte über das Wohngebiet im Barbaragarten ausgeschildert werden.

Eine Verkehrsschau sollte geeignete Maßnahmen zur Sicherung der Querung auf Höhe der Unterführung ergeben (z.B. temporäre Verlangsamung auf 30 km/h und Warnschild Fußgänger).

f) Gehwegs in der Lindenstraße – Schulweg sichern während Sperrungen:

Die geplanten Sperrungen des Gehwegs in der Lindenstraße zur Schaffung von Infrastruktur werden unsere Schülerinnen und Schüler zum Wechseln der Straßenseite zwingen. Hierzu sind ein mobiler Überweg und eine entsprechende Beschilderung nötig. 

5. Thema Energietag

Informationsveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger zum Thema Wasser. Das Informationsbedürfnis nach den Verunreinigungen unseres Trinkwassers 2019 ist hoch.  
Über die bekannten Gründe und Maßnahmen der Gemeinde sollte nochmals informiert werden. Außerdem könnte in einem Fachvortrag über die Nutzung von Wasser informiert werden. Parallel könnte eine Info-Wanderung zu Gingens Quellen erfolgen. Regionale Gewerbetreibende könnten die Veranstaltung mit Ständen begleiten.

Rede der Fraktion zum Haushalt 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Jahr 2020 steht nicht nur symbolisch für den Anfang eines neuen Jahrzehnts, es stellt für Gingen den Beginn einer weitreichenden Ortskernsanierung dar.

Unser Ort bekommt ein neues Aussehen. Wir sprechen hierbei nicht über ein „zartes Lifting“, sondern eher über einen chirurgischen Eingriff in das Gesicht unserer Ortsmitte. Für Gingen ist es das Projekt in diesem Jahrzehnt – ja vielleicht sogar unser Jahrhundertereignis. 


Jedenfalls wird es über die nächsten fünf Jahre unsere ganze Aufmerksamkeit abverlangen und unsere Haushalte stark dominieren.

Die Ausgaben und Förderungen des Landes für die Ortskernsanierung nehmen im Zahlenwerk eine zentrale Position ein. Dieses Jahr wird der Gemeinderat entscheiden, wie die Aufgabenstellung für mögliche Planungsbüros lauten soll. Der Startschuss soll noch in diesem Jahr fallen.

Für Gingens Finanzen bedeutet das, dass wir all unsere Ausgaben um dieses Großprojekt herumbauen müssen.

Wir sollten das so anlegen, dass sich unangenehme äußere Einflüsse nicht auf die Ortserneuerung auswirken und uns in der Folge nicht bereits laufende Projekte noch stärker in die Kreditaufnahme zwingen.

Auf unsere Verwaltung und letztlich auch auf den Gemeinderat kommt hier die schwere Aufgabe zu, weitere Ausgaben besonnen und vorausschauend anzusetzen, so dass zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit besteht, aus finanzieller Sicht flexibel reagieren zu können.

Diese Notwendigkeit wird noch deutlicher, wenn man sich die Kennzahlen aus dem Bund und für Baden-Württemberg anschaut.

Deutschland befindet sich in jeglicher Hinsicht in einer Zeitenwende. Die Wirtschaft wird digitalisiert, der Fahrzeugbau grundlegend umgestellt, die Energiewende wird mehr oder weniger erfolgreich umgesetzt.

Letzte Woche wurden die Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt bekannt gegeben. Deutschland stagniert im Jahr 2019.

 Ursprünglich nahm man für das letzte Quartal ein Plus an – die Wirklichkeit sieht anders aus. Ökonomen befürchten ein Minus für die nächsten zwei Quartale, was per Definition einer Rezession gleichkommen würde.

Der Bund nimmt für Deutschland eine Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen für die nächsten drei Jahre an. Während es in Stuttgart eine erhöhte Nachfrage nach Gewerbeflächen gibt, hängt der Landkreis Göppingen hinterher. Das Angebot ist deutlich größer als die Nachfrage.

Für Gingen zeigt sich diese Entwicklung auch in den Zahlen der Gewerbesteuer-einnahmen. Diese betrugen 2018 noch über 1,8 Mio. €, 2019 bereits ein Minus von rund 100tsd. € und für 2020 werden nur noch 1,6 Mio. € angenommen.

Die abschließende Bilanzierung wird zeigen, ob und wieviel auf Grund der allgemein schlechten konjunkturellen Lage im letzten Quartal nach unten korrigiert werden muss.

Die Wirtschaft im Landkreis schwächelt. Allgaier, WMF oder auch Schuler, um nur einige der Leistungsmotoren im Kreis zu nennen. Viele Gingener Bürger sind als Arbeitnehmer direkt betroffen.

Auch bei der Kreisumlage hat der Kreistag den Kommunen nur eine kleine Entlastung zugesprochen. Die Belastung bleibt weiterhin auf hohem Niveau.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hick, Ihre Haushaltsrede haben Sie mit dem Titel „Zukunft mutig gestalten“ überschrieben. Die Fraktion Gingener Liste hat nichts gegen nachhaltige Investitionen und wird die Ortskernsanierung mit Leidenschaft mitgestalten. Allerdings mahnen wir mittelfristig zu einer besonnenen Ausgabenpolitik, um dem negativen Trend in Bund und Land begegnen zu können.

„Zukunft mutig gestalten“ im heutigen Kontext ist für uns nicht angebracht.

Unser Haushalt darf nicht mutig sein, denn Mut bedeutet immer auch Risikobereitschaft. Risiko muss man sich leisten können. Unser Haushalt sieht das nicht vor. Wir haben aus finanzieller Sicht keinen Plan B.

Unsere Finanzplanung sieht Kreditaufnahmen von 1,5 Mio. € vor. Die Kreditlast wird auf 2,5 Mio. steigen und eine pro-Kopf-Verschuldung von rund 550 € bedeuten. Leider ist diese Finanzplanung auf Pump notwendig, da Gingen aus eigenen Einnahmen wichtige Erneuerungen nicht mehr bestreiten kann. Dies bedeutet und erfordert deshalb eine besonders behutsame Vorgehensweise und immense Verantwortung. Mit Mut sollte und darf das nichts zu tun haben.

Hinzu kommen nämlich weitere Unsicherheitsfaktoren für den Haushalt.
Beispielsweise hat uns im letzten Jahr die plötzliche Abwendung des Süßener Gemeinderats in Bezug auf unser gemeinsames Gewerbegebiet überrascht.

Gingen hat für den Aufbau von IKG Auen bislang nur Aufwände gehabt. Ob es hier überhaupt zu Gewerbesteuereinnahmen kommen wird, ist unklar.

Wir hoffen, dass auf der vorgesehenen Fläche zukünftig nicht nur Zirkuszelte zu finden sein werden.

Mit allergrößter Sorge sehen wir die drohende Schließung des Michelberg- Gymnasiums. Für die rund 80 Schülerinnen und Schüler aus Gingen ist das MiGy vom Profil und seiner Erreichbarkeit derzeit alternativlos.

Auch wenn es zarte Andeutungen, zumindest für eine kurzfristige Verlängerung gibt, wissen wir noch nichts Konkretes über die zukünftige Finanzierung unserer Schullandschaft.

Wird das Land eine Sonderlösung finanzieller Art anbieten können? Eine solche Lösung steht im Konflikt mit den laufenden Klageverfahren um Sanierungskosten, an denen auch Gingen beteiligt ist.

Wir sagen hier ganz klar, dass die Umlandgemeinden für das Sanierungsdesaster in Geislingen nicht haften können und dürfen.

Wir sagen aber auch, dass sich die Umlandgemeinden für die Zukunft gemeinsam um die Schullandschaft kümmern müssen. Ein Schulverband bedeutet aber nicht nur Mitspracherecht, sondern eben auch Kosten. Gingen hat hierfür derzeit noch keine Finanzmittel vorgesehen.

Über den schwierigen Komplex Schullandschaft muss hier im Gremium gesprochen werden. Zu gegebener Zeit auch über das Thema Schulverband.

Auch die Straßensanierung der Uhland/Lessing/Jahn- und Goethestraße wird gerade im Ort heiß diskutiert. Es gibt unterschiedliche Sichtweisen, ob es sich hierbei um eine erstmalige Erschließung handelt oder nicht.

Wir empfehlen dringend eine belastbare Prüfung durch die Kommunalaufsicht im Landratsamt bzw. die Gemeindeprüfanstalt, um sicher ausschließen zu können, dass die Gemeinde am Ende nun doch die Gesamtkosten von mehreren Millionen übernehmen müsste.

Sie sehen, dass Gingens Haushalt eine große Anzahl von Unwägbarkeiten aushalten können sollte. Als Investitionsschwerpunt sind rund 1,3 Mio. € für Grunderwerb und auf der anderen Seite rund 800tsd. € Einnahmen aus Grundstückserlösen vorgesehen.

Ob dies am Ende so umgesetzt werden kann, ist von verschiedenen Faktoren abhängig, letztlich davon ob und in welchem Umfang Bauland erschlossen wird.

Diese Abhängigkeiten von unterschiedlichen Positionen in unserem Haushalt machen es nahezu unmöglich, auf äußere Einwirkungen zu reagieren.

Die Einnahmenseite basiert auf Annahmen, man muss daher die Ausgabenseite so gestalten, dass im Falle des Ausbleibens von erwartenden Einnahmen nicht die Schuldenfalle droht.

Wir empfehlen daher dringend eine globale Steuerungsreserve einzurichten, die zumindest bis ins letzte Quartal vorgehalten werden sollte. Dies würde uns Sicherheit bei der Verwirklichung unserer Projekte geben.

In diesem Sinne ist es für unsere Fraktion auch selbstverständlich, dass wir unsere Anträge der finanziellen Lage anpassen können und werden. Hierzu sollte die Verwaltung aber eine Priorisierung ihrer Vorhaben vornehmen und mit dem Gemeinderat diskutieren.

Beispielsweise sind wir beim Thema Umwelt und Natur mit unserem Antrag auf Verwirklichung eines Grünmassesammelplatzes bereit, dieses Vorhaben auf mehrere Haushaltsjahre zu verteilen oder falls es beispielsweise Zahlungsverpflichtungen erfordern, dieses Ziel mittelfristig zurückzustellen.

Grundsätzlich sehen wir es für wichtig und legitim an, dass sich die Gemeinde Gingen mit ihrem relativ hohen Anteil an Grundstücks- und Gartenbesitzern eine lokale Anlage zur Grünmüllsammlung schaffen sollte (Antrag 1).

Ganz anders, als im Jahr 2018 vom damaligen Gemeinderat die Schließung der Kompostanlage beschlossen wurde, handelt es sich hierbei um eine kostengünstigere und kleinere Variante, die mit der vorhandenen Baugenehmigung auf dem alten Kompostplatz realisiert werden könnte. Die monatlichen Betriebskosten lägen mit rund 500 € absolut im Vertretbaren.

Beim Thema Kinderbetreuung geht Gingen vorbildliche Wege. Mit der Erweiterung der Betreuungsangebote durch Ganztagesbetreuung, Beitritt in den Tagesmütterverein und der anstehenden Einrichtung eines Waldkindergartens wird viel für Familien mit Kleinkindern getan.

Auch die Betreuungsangebote in der Grundschule oder bspw. im MiGy knüpfen hier an.

Für unsere Jugend im Alter von 12 bis 17 Jahren fehlt allerdings ein eigenes Angebot in Gingen. Die Schließung des Jugendhauses 2013 hatte seine Gründe. Wir sehen heute dringenden Bedarf, gemeinsam mit den Jugendlichen auszuloten, ob und in welcher Form es in Gingen gezielte Aktivitäten außerhalb der Vereine geben sollte.

Hierzu haben wir beantragt, dass man dies im Gemeinderat diskutieren und in die laufenden Workshops rund um die Hohensteinhalle mit auf die Agenda nehmen sollte (Antrag 2).

Gingen ist attraktiv für Familien. Die Nachfrage ist groß. Allerdings geht unsere Gemeinde zu Lasten von Grün- und Landwirtschaftsflächen immer mehr in die Breite. Ein nicht unwesentliches Potenzial schlummert aber im Ort selbst – sogenannte Baulücken.

Die Gemeindeverwaltung hat bislang selbst versucht diese Baulücken zu aktivieren. Mehr oder weniger erfolgreich.

Hierzu haben wir zwei Anträge (3a, 3b) formuliert. In einer Gemeinderatssitzung oder Klausurtagung sollte über das pro und contra eines

Zuschussprogrammes für die Aktivierung von Baulücken zur Schaffung von Wohnraum sowie das Hinzuziehen eines interkommunal tätigen Flächenmanagers, der übrigens vom Land finanziell gefördert würde, diskutiert werden.

Am Beispiel der Stadt Aalen wird deutlich, dass sich externer Fachverstand auszahlen kann. Dort wurde vor allem die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert und das Förderprogramm „Flächen gewINNEN für Aalen“ aufgelegt. Das Programm sorgt dafür, dass Baulücken, Leerstände und abbruchreife Gebäude für die Stadtentwicklung, für neues Wohnen oder Grün erfolgreich entwickelt werden. Die Bebauung von 98 Baulücken seit 2017 sprechen für sich.

Gestatten Sie mir noch einen Blick in den heutigen Bericht der Geislinger Zeitung über unseren Haushalt. Unser Bürgermeister wurde zu den „geplanten Wohngebieten in der Schulstraße und Barbaragarten II“ zitiert.

Wir möchten hierzu klarstellen, dass eine Bebauung in diesem Gremium noch nicht beschlossen wurde.

Gleiches gilt auch für die Hohensteinhalle. Im heutigen Bericht wurde fälschlicher Weise bereits von einer neuen Halle gesprochen.

Neben der umfangreichen Neugestaltung von Verkehrsflächen im Zuge der Ortskernsanierung dürfen wir unseren Straßen- und Wegebestand nicht vernachlässigen. Dies ginge zu Lasten der Verkehrssicherheit.

In einem umfangreichen Themenantrag mit verschiedenen Unterpunkten (Anträge 4a bis 4f) gehen wir auf Gefahrenstellen in unserem Wege- und Straßennetz ein.

Wir maßen uns nicht an, die jeweilige Örtlichkeit abschließend beurteilen zu können. Deshalb beantragen wir zumindest durch Verkehrsschauen oder „vor-Ort-Terminen“ mit dem Gemeinderat eine Bewertung vorzunehmen.

Insbesondere die Fußwege unserer Kinder liegen uns dabei am Herzen. Der neue Waldkindergarten muss fußläufig so erreichbar sein, dass keine gefahrenträchtigen Querungen wie entlang der Grünenbergerstraße notwendig werden. Hierzu sind eine Wegeleitung und die Sicherung des Verbindungsweges Richtung Gewann „im Brand“ nötig.

Auch die Wege von und zu den anderen Kindergärten und der Grundschule bedürfen unserer Aufmerksamkeit. Bedauerlich findet die Gingener Liste, dass trotz unserer schriftlichen Bitte und Antrags der Schulweg in der Lindenstraße an der neuen Baustelle und einseitigen Sperrung des Gehweges anfangs nicht gesichert wurde, obwohl die Verwaltung dies schriftlich angekündigt hatte.

Noch nicht einmal ein Warnschild mit Hinweis auf den Schulweg und die Querung durch Schulkinder wurde aufgestellt.

Wir hätten uns hierzu mehr erwartet – ja vielleicht sogar eine temporäre Fußgängerampel.

Zur Situation gegenüber der Froschgasse auf Höhe des unteren Stegs über die Fils sei gesagt, dass wir es begrüßen, dass im Sinne unseres Antrags bereits im Dezember eine Verkehrsschau stattfand. Wir bitten zukünftig darum, dass Vertretern des Gemeinderats die Teilnahme an Verkehrsschauen ermöglicht wird. Leider hat der vorangegangene Bericht der Verwaltung zur Verkehrsschau im Dezember letzten Jahres keine konkrete Lösung für den Einmündungsbereich Filsstraße/Froschgasse aufgezeigt.

Zu unserem Antrag, den Gehweg der Uferstraße auszubessern und die Diskussion um Einrichtung einer notwendigen Einbahnstraße:

Eine vollständige Sanierung des Gehwegs im Vorfeld der Ortskernsanierung macht in der Tat keinen Sinn. Wir sehen aber dringenden Handlungsbedarf, die schlimmsten „Schlaglöcher“ bis ungefähr auf Höhe der Hausnummer 4 auszubessern.

Es kann nicht sein, dass Fußgänger mit Gehhilfen, auf die eh schon sehr schmale Straße ausweichen müssen, und es bei Begegnungsverkehr zu gefährlichen Situationen kommt. Die Einrichtung einer Einbahnstraße kann heute selbstverständlich nicht beschlossen werden, daher der Antrag dieses auf die Tagesordnung künftiger Sitzungen zu nehmen. Es haben sich auf Grund der Ortsumfahrung ganz neue Entwicklungen und damit auch neue Möglichkeiten der innerörtlichen Verkehrslenkung ergeben.

Unser Antrag (Antrag 5) zum Thema Energietag – Medium Wasser soll sich nicht nur, wie von der Verwaltung angenommen, mit dem Störfall aus 2019 befassen. Für Gingen als Eigenversorger sollte es ein dringendes Anliegen sein, dass unsere Bürgerinnen und Bürger sich über einen ressourcenschonenden Umgang mit Wasser informieren können. Nebenbei könnte ein solcher Thementag für eine Besichtigung unserer Quellen rund um Gingen genutzt werden und gleichzeitig unseren regionalen Gewerbetreibenden eine gute Plattform bieten.

Abschließend möchte ich mich im Namen meiner Fraktion für die Aufbereitung des Haushalts und die Darstellung der Zahlen in der letzten Sitzung bei dem Team der Verwaltung bedanken.

Wir werden dem Haushaltsjahr 2020 zustimmen – gerade, weil es an verschiedenen Meilensteinen dieses Jahr die Möglichkeit für finanzielle Weichenstellungen geben wird.

Allerdings sehen wir für die mittelfristige Finanzplanung einen schwindenden Spielraum und die dringend gebotene Schaffung einer globalen Finanzreserve.

Unsere Fraktion wird daher äußerst kritisch auf bestimmte Investitionen blicken.

Beispielsweise gehört die vorgelagerte Schaffung von einigen wenigen Parkplätzen in der Hindenburgstraße in Größenordnung von 130tsd. € dazu –
und das noch vor der eigentlichen Ortskernsanierung.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Jürgen Engel

Fraktionsvorsitzender
Gingener Liste e.V.

Herzlichen Dank!

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wir, die Kandidatinnen und Kandidaten der Gingener Liste, bedanken uns ganz herzlich für das große Vertrauen, das Sie uns bei der Gemeinderatswahl geschenkt haben.  Wir freuen uns über das gute Wahlergebnis mit 23,31 % aller gültig abgegebenen Stimmen. Der Wahlerfolg von heute ist der Auftrag für die vor uns liegenden Jahre.

Veränderung braucht Menschen, die sie aktiv gestalten – unter diesem Motto haben sich die Mitglieder der Gingener Liste zusammengefunden. Unser Dank gilt daher auch ganz besonders unseren zahlreichen Mitgliedern, die es durch ihr vielfältiges Engagement erst ermöglicht haben, dass wir als Wählervereinigung mit einer eigenen Liste zur Gemeinderatswahl antreten konnten. Die vielen Gespräche und Begegnungen der vergangenen Wochen und schlussendlich das Wahlergebnis geben den Rückhalt für die Arbeit der Gingener Liste, die jetzt erst richtig beginnt. Im künftigen Gemeinderat werden wir mit 3 Sitzen vertreten sein. Auch in die Gemeinderatsarbeit wollen wir die Anregungen und Diskussionen mit den Bürgerinnen und Bürgern und unseren Mitgliedern einfließen lassen. Schon bald wird es deshalb in gleicher Art und Weise, wie vor der Wahl, Veranstaltungen geben, zu denen alle eingeladen sind, in offener Runde über kommunalpolitische Themen mit uns zu diskutieren. Informationen und Terminankündigungen finden Sie auch künftig an dieser Stelle.

Ihre Kandidatinnen und Kandidaten der Gingener Liste:

Jürgen Engel, Matthias Hofmann, Michael Kadow, Werner Wiedmann, Stefan Gerny, Stefanie Wiedmann, Ingo Abraham, Gianluca Adamo, Sigmund Baur, Sandra Brenner, Peter Pressmar