Sehr geehrter Herr
Bürgermeister,
sehr geehrte Damen und
Herren,
nach der Eingabe des
Haushalts 2022 durch unsere Verwaltung Mitte Dezember des vergangenen Jahres
soll der Gemeinderat heute die Haushaltssatzung beschließen und die
mittelfristige Finanzplanung für die kommenden drei Jahre mittragen.
Unser Bürgermeister hat seine
Haushaltsrede unter folgenden Leitsatz gestellt: „gemeinsam erfolgreich
gestalten“.
Die Fraktion Gingener Liste
hat sich hiermit auseinandergesetzt und kann diesen Leitsatz auch
nachvollziehen. Allerdings kann ein gemeinsames Gestalten nur dann erfolgreich
sein, wenn es auch von Nachhaltigkeit geprägt ist oder sein wird.
Denn beim Thema
Nachhaltigkeit nimmt man beim Verbrauch seiner Mittel und Ressourcen Rücksicht
auf die nachfolgenden Generationen.
Egal ob es um unsere
Finanzen, unsere Bodenflächen, unseren Wald, unsere Gebäude oder unsere Jugend
geht. Alle Entscheidungen, die wir dazu treffen, dürfen nicht nur im
kurzfristigen Moment realisierbar erscheinen, sie dürfen eben auch auf mittlere
und lange Sicht nicht zum Bumerang und zum Problem unserer Kinder und
Kindeskinder werden.
Das ist der Leitgedanke der
Gingener Liste, unter dem wir unsere Gemeindepolitik ständig betrachten und
unsere eigenen Standpunkte regelmäßig prüfen und gegebenenfalls auch anpassen
müssen.
Ein Haushaltsplan in Form des
vorliegenden umfangreichen Zahlenwerks, das uns unser Kämmerer Herr Burger
erläutert hat, beantwortet freilich nicht, ob unsere Gemeinde nachhaltig mit ihren
Ressourcen umgeht. Ein Haushaltsplan beantwortet vielmehr die Frage, ob man
innerhalb gesetzlicher Fristen und Vorgaben agiert.
Daher erscheint uns die
Aussage des Kämmerers, man könne das für 2022 negative ordentliche Ergebnis von
rund 513tsd. € in den nächsten Jahren ausgleichen und damit die gesetzlichen
Vorgaben aus der Gemeindehaushaltsverordnung erfüllen, als zu pauschal.
Zum heutigen Zeitpunkt gibt
es nämlich eine nicht unbedeutende Anzahl von Unsicherheiten, die sich letztlich
auch auf die ordentlichen Jahresergebnisse der nächsten drei Jahre auswirken
könnten.
Bei einer Sanierung oder bei
einem Neubau der Hohensteinhalle werden im Investitionshaushalt bereits heute
1,5 Mio. € an Fördergeldern angenommen. Ein Antrag auf Gelder aus dem Ausgleichsstock
kann aber erst nach unserem Haushaltsbeschluss gestellt werden. Sollten wir
nicht oder nicht im geplanten Umfang am Ausgleichsstock partizipieren, müsste
diese Investition anderweitig ermöglicht, also mit noch mehr Schulden
finanziert werden. Und das wirkt sich dann auch in Form von Zinsaufwendungen auf
das jährliche ordentliche Ergebnis aus.
Ganz zu schweigen von einer
langfristigen Belastung in Bezug auf die Rückzahlung unserer Schuldenlast.
Diese wird sich bis zum Jahr
2025 vervierfachen und bei mehr als 4,0 Mio. € liegen – insofern alles nach
Plan läuft. Wie mühevoll und langatmig sich die Rückführung der Schulden
gestalten wird, können wir uns ausmalen. Momentan nimmt man fürs Jahr 2022 eine
Tilgung von 120tsd. € bei einer Schuldenlast von rund 1,8 Mio. € an.
Dabei stehen wir am Beginn
der Zinswende. In der Geislinger Zeitung (GZ) vom 17.01.2022 wurde
getitelt, dass der Zinsanstieg schneller käme als erwartet. Und das kündige
sich nicht nur durch die Aussagen der US-Notenbank Fed an.
Das Verbraucherportal FMH
vermutet bereits für dieses Jahr einen Anstieg von 1,0% auf bis zu 1,75% bei Bauzinsen
und Krediten mit zehn- bis fünfzehnjähriger Laufzeit. Damit würden die Kosten
für den Hauskauf und eben auch für Anschlussfinanzierungen steigen.
Wie drastisch sich das
bereits bei einem Kredit in Höhe von 250.000 € mit einer 10-jährigen Laufzeit
auswirkt, macht das folgende Beispiel aus dem Artikel der GZ deutlich:
Während bei einem Zinssatz
von 1,0% 2500 € an Zinsen zu leisten sind, entwickelt sich das bei 1,75% auf
4375 € pro Jahr. Und das natürlich ohne Tilgung.
Dass diese Entwicklung nicht
gänzlich entkoppelt von der Zinsentwicklung bei Anleihen der öffentlichen Hand
stattfindet, zeigt die Zinsentwicklung der Bundesanleihen.
Welche Bedeutung diese
Entwicklung auf den Schuldenberg von Gingen hätte, brauche ich nicht weiter
auszuführen.
Nächste Unsicherheit, die wir
heute nicht abschätzen können, die Corona-Pandemie, insbesondere die
pandemiebedingte Rohstoffverknappung und Verteuerung.
Als ich im Juni vergangenen
Jahres in der Hohensteinhalle die damals übliche Teuerungsrate bei
Bauleistungen von 3,5% ansprach und diese als nicht auskömmlich bezeichnete,
war die Beachtung und der Zuspruch im Gemeinderat nicht gerade groß.
Zwischenzeitlich haben wir
eine nicht unerhebliche Steigerung von Rohstoff- und Baukosten aufgrund einer
globalen Rohstoffknappheit.
Unser Bürgermeister hat zwischenzeitlich
die Auswirkungen erkannt und reagiert. Im Haushalt sind die Gesamtkosten für
die Hohensteinhalle von 6,5 Mio. € auf 8,2 Mio. € erhöht worden.
Leider hat man Erklärungen zu
dieser Erhöhung im Gemeinderat überhaupt nicht gehört. Die Information dazu
habe ich mir außerhalb der Sitzungen, sozusagen zwischen Tür und Angel,
besorgt. Von daher macht man sich in der Fraktion auch seine eigenen Gedanken
und befürchtet, dass eine weitere Verteuerung nicht ganz auszuschließen ist.
Frage: Sind in unserer
Finanzplanung weitere Unsicherheiten der pandemiebedingten Einnahmerückgänge
berücksichtigt?
Die Pandemie schlägt derzeit
in einer Heftigkeit zurück, wie es im vergangenen Sommer kaum jemand geahnt
hat. Viele haben Corona bereits für beendet erklärt. Ein Teil unserer Gingener
Unternehmen hat sich auf keinen Fall bereits erholt – vielmehr hält sich unser
Gewerbe über Wasser. Der Gewerbeverein hat uns dies im Zusammenhang mit der im
November letzten Jahres beschlossenen und seit 1.1.2022 geltenden
Gewerbesteuererhöhung deutlich mitgeteilt.
Die Antwort auf unsere
Fraktionsanfrage beim Gewerbeverein wurde an alle Fraktionen gerichtet. Leider
wurde die Erhöhung des Gewerbesteuer-Hebesatzes von 355 auf 380 Punkte, trotz
aller Warnungen, mit einer knappen Mehrheit beschlossen.
Wir können nur hoffen, dass Unternehmen
nicht von Bord gehen müssen und wir am Ende des Tages ein Minus bei der
Gewerbesteuer zu verzeichnen haben.
Es ist im Falle von künftigen
Steuerausfällen der Kommunen nämlich nicht damit zu rechnen, dass das Land im
bisherigen Umfang für einen Ausgleich sorgen kann und wird.
Wir müssen auch an die
Verpflichtungen denken, die zwischen Kommune und Kreis bestehen. Unser Kämmerer
hat im letzten Jahr immer wieder die Hoffnung auf Senkung der Kreisumlage
angesprochen, die uns im neuen Haushalt mit über 2,1 Mio. € belasten wird.
Eine Absenkung der
Kreisumlage um 0,5 Punkte hätte Gingen um rund 33tsd. € entlastet. Leider hat
der Kreistag keiner Absenkung zugestimmt. Es blieb bei einem Satz von 32,5
Punkten.
Das zuständige Amt für
Finanzen und Beteiligungen hat für die kommenden Jahre eine Steigerung der
Steuerkraftsumme für den Kreis auf 101% angenommen – also eine einprozentige
Steigerung pro Jahr.
Parallel soll sich die Kreisumlage im Jahr 2023 auf einen Hebesatz von 34,5
Punkte und im Jahr 2024 auf 35,5 Punkte erhöhen.
Der Kreis möchte den
Kopfbetrag für die Schlüsselzuweisungen für das Jahr 2023 übernehmen.
Hinzu kommt, dass der
Kreiskämmerer davon ausgeht, dass er seinen Haushalt im Planungszeitraum nur
bei einer deutlichen Steigerung des Kreisumlagehebesatzes ausgleichen könne.
Ich zitiere einige
Begründungen des Kreiskämmerers aus dessen Haushaltsplan (S. 140 ff.)
„…die Alb Fils Kliniken
GmbH (AFK GmbH) geht gemäß dem aktuellen Wirtschaftsplan 2022 nicht davon aus,
innerhalb der nächsten vier Jahre ein ausgeglichenes Betriebsergebnis erzielen
zu können. Im Gegenteil. In den
Jahren 2023 bis 2025 plant
die AFK GmbH mit einem Defizitausgleich durch
den Landkreis in Höhe von
ca. 23,3 Mio. Euro. Würden die gemeldeten
Zahlen tatsächlich in den
Jahren 2023 bis 2025 so eintreten, wäre der
Landkreishaushalt auf
Dauer nicht mehr tragfähig.
Die Investitionskostenzuschüsse
(des Kreises beim Klinikneubau, Anm.
d. R.) führen zunächst zu Mehrausgaben im Finanzhaushalt, in der Folge zu
anteiligen Auflösungsbeträgen (entsprechend den Abschreibungen der
Klinik-Investitionen) und Zinskosten der Finanzierung, die langfristig den
Ergebnishaushalt belasten und letztlich über die Kreisumlage bzw. über
Entnahmen aus der Ergebnisrücklage.“
Und genau an dieser Stelle
fragen wir uns in unserer Fraktion, warum man in Gingen von einer Absenkung der
Kreisumlage im Jahr 2023 ausgeht und eine Entlastung von rund 50tsd. €
vorgesehen ist?
Wenn ich dazu unseren
Kämmerer aus seiner Rede zum Haushalt 2021 zitieren darf: „…die Kreisumlage
wird uns bis zum Jahr 2024 um rund 164tsd. € jährlich mehr belasten…“.
Mit einer Entlastung des
Haushalts durch Absenkung der Kreisumlage kann also unserer Meinung nach nicht gerechnet
werden.
Von daher sind wir überaus
vorsichtig und maximal verhalten optimistisch, dass der gesetzlich
vorgeschriebene Ausgleich des ordentlichen Ergebnisses im kommenden Jahr
gelingen kann.
Im letzten Jahr wurde in unserem
Haushaltsplan für das Jahr 2022 mit einem sanften Minus von 152tsd. €
gerechnet. Jetzt wissen wir, dass es über eine halbe Million sein wird.
Für 2023 wurde ein Plus von 415tsd.
€ angenommen – heute nehmen wir nur noch 223tsd. € an.
Diese Annahmen unterliegen
also offenbar erheblichen Schwankungen – und zwar auch deshalb, weil wir
gewisse Entwicklungen nicht zuverlässig genug voraussagen können.
Was man aber sicher
voraussagen kann, dass sich bei kontinuierlichem Angebot von neuem Bauland
Familien ansiedeln, die ein entsprechendes Betreuungsangebot für ihre Kinder
benötigen.
Und da sind wir in Gingen
qualitativ auf Topniveau unterwegs – aber rennen quantitativ den Bedarfen
hinterher. Ein weiterer Wagen beim Naturwaldkindergarten deckt die sich
abzeichnenden Bedarfe nicht.
Unser Bürgermeister hat es in
seiner Rede im Dezember angesprochen. Der Hohenstein-Kindergarten soll
ausgebaut werden und bis dahin benötigen wir übergangsweise für rund 3 Jahre
eine Interimsunterbringung in Containern.
So erfreulich dies mit dem
Zuzug und dem Nachwuchs für die Gemeinde ist, wir wissen alle um den
Deckungsgrad der Betreuung und was das insbesondere im Bereich der
Personalkosten für Auswirkungen haben wird.
Sie wissen aber auch, Herr
Bürgermeister, dass sich der Gemeinderat hier sehr flexibel und handlungsbereit
zeigt, auch wenn Geld in die Hand genommen werden muss – so zumindest mein
Eindruck.
Unverständlich ist es für uns
aber an der Stelle, wenn man sich Gedanken um die Jugendlichen macht, die
außerhalb der Vereine keine Betreuungsangebote in Gingen in Anspruch mehr
nehmen können und weiterführende Schulen besuchen.
Wir haben zum wiederholten
Male eine Prüfung durch die Verwaltung angeregt, ob und wie den Jugendlichen in
Gingen eine Räumlichkeit zur Verfügung gestellt werden könnte, die als
Jugendtreff dient.
Wir reden hierbei bewusst von
einem Jugendtreff und nicht von einem Jugendhaus. D.h., dass wir die Betreuung
des Projekts ehrenamtlich und ohne Personalkosten abbilden könnten. Die
Einrichtung dürfte über Spenden zu leisten sein.
Und deshalb haben wir kein
Verständnis für die Stellungnahme und die ablehnende Haltung unserer
Verwaltungsspitze.
Sie verweisen auf einen
Beschluss aus 2013, weil zum damaligen Zeitpunkt ein Angebot im Haus des ev.
Krankenpflegevereins nicht mehr nachgefragt wurde.
Entschuldigung – aber 2013
hat man auch noch auf eine Sanierung der Hohensteinhalle gesetzt.
Man hat auch im letzten Jahr
einen Antrag der Gingener Liste zur Entschärfung der Querung in den Böhringer
Weg, also unter der Überführung der Umgehungsstraße, mehrheitlich für nicht
relevant gehalten. Eine Wortmeldung aus einer anderen Fraktion im laufenden
Jahr 2021 hat hier allerdings zu einer Kehrtwende um 180 Grad geführt. So viel
zum Thema – wir halten an vergangenen Beschlüssen fest.
Doch zurück zur Jugend. Die
Verwaltung hält es für ausreichend, dass unsere Jugend in die Jugendhäuser und
Jugendtreffs der Nachbarkommunen gehen soll, weil sie ja auch dort zur Schule
gehen.
Da fällt einem nun wirklich
nichts mehr ein. Es passt aber ins Bild. Denn bei den vielen Fragen unserer
Schullandschaft brauchte es in öffentlicher Sitzung schon auch
Überzeugungsarbeit nahezu aller Fraktionen, dass sich am Ende des Tages ein
Vertreter aus Gingen mit den Trägerkommunen an einen Tisch setzt. Ich erinnere
an die öffentliche Sitzung im Dezember, bei der wir fraktionsübergreifend der
Meinung waren, dass man eine Einladung der Stadt Süßen in Bezug auf eine
Sanierung der dortigen Schule wahrnehmen sollte.
Diese Diskussion war, wie ich
finde, sehr gewinnbringend und hat eben auch deutlich gezeigt, dass unser
Gemeinderat sich Gedanken über die Schullandschaft macht und auch mit den
anderen Kommunen im Gespräch bleiben will.
Damit wird man auch ein
Stückchen den Schülern und Eltern gerecht, die sich beim Thema Migy oder jetzt
auch in Süßen mehr Engagement des Gemeinderats wünschen.
Keine Frage, nicht dass das
Thema nachher wieder mit der Finanzierungsnummer totgeschlagen wird. Keiner,
auch wir nicht, sind für freiwillige Zahlungen und irgendwelche Signale in
Richtung Geislingen, Donzdorf oder Süßen.
Worüber man reden sollte, ist
die Vorsorge. Die Zukunftsvorsorge finanzieller Art für unsere Gemeinde, falls
man zu Zahlungen verpflichtet wird.
Lassen Sie mich abschließend
versuchen ein Gesamtbild zu zeichnen.
Unser Bürgermeister hat in
seiner Haushaltsrede die Schwerpunkte der Gemeindeinvestitionen dargestellt.
All die großen Projekte
werden in unserem Haushalt abgebildet, dazu gehören u.a. die Ortskernsanierung,
die Hohensteinhalle, die Erschließung von Wohn- und Gewerbegebieten und auch
die Kinderbetreuung wurde angesprochen.
Sie selbst haben gesagt, dass
es weiterhin Risiken für den Haushalt gibt.
Und Sie gehen davon aus, dass
unser Haushalt Raum für notwendige Unterhaltsmaßnahmen hat und dass man sich zur
Lösung von auftretenden Schwierigkeiten aus dem Instrumentenkasten geeigneter Steuerungsinstrumente
bedienen könne.
Aber welche sind das? Noch
mehr Schulden? Noch mehr Bauland verkaufen? Das Wasser aus dem Schwimmbecken lassen
oder die Bücherei schließen?
Irgendwo muss es doch einen
Zusammenhang und eine Abhängigkeit zwischen dem Haushaltsvolumen, dem geplanten
Invest und der Aufnahme von Krediten geben. Wo liegt denn da die Grenze für
unseren Haushalt?
Das Investitionsprogramm wird
vom Jahr 2021 zum Jahr 2022 derartig aufgeblasen, dass man schon die Frage nach
der Grenze des Machbaren stellen muss.
2021 wurde ein
Investitionsprogramm von 17,8 Mio. €, Grundstücksverkäufe im Umfang von 5,4
Mio. € und Kredite in Höhe von 3,7 Mio. € angenommen.
Heuer sind es bereits 21,7
Mio. € Gesamtumfang, bei fast 7,0 Mio. € aus Grundstücksverkäufen und 3,9 Mio.
€ Krediten.
Dieser Investitionsplan nimmt
uns schon über die Maßen in Beschlag. Wer dieser mittelfristigen Finanzplanung
zustimmt, kann beruhigt alle anderen sachlichen Erwägungen ausblenden. Wir
brauchen jeden Cent aus Grundstücksverkäufen – der Barbaragarten II ist somit
besiegelt.
Und dann ergeben die Aussagen
unseres Bürgermeisters und unseres Kämmerers auch Sinn. Es gibt wenig Luft für
Neues. Und man könne notwendige Unterhaltsmaßnahmen leisten.
Das ist die Situation und der
Sprachgebrauch, an die bzw. den wir uns für lange Zeit gewöhnen werden müssen.
Unsere Fraktion hat deshalb
ausschließlich Anträge formuliert, die sich nicht negativ auf den Haushalt
auswirken.
Denn auch der
Finanzmittelbestand wird in den nächsten drei Jahren auf ein Minimum
heruntergefahren. Das bedeutet, dass wir im Ernstfall Unvorhergesehenes nicht
mehr aus eigener Kraft bezahlen können. Wir sind auf Fremdmittel von Banken,
des Bundes, des Landes oder dem Kreis angewiesen.
Warum ist das so? Wer Geld
aus dem Ausgleichsstock bekommen möchte, muss die Voraussetzungen dafür erfüllen.
Gefördert werden nämlich nur leistungsschwache Gemeinden durch
Bedarfszuweisungen bei der Schaffung notwendiger kommunaler Einrichtungen, usw.
nachzulesen auf den Seiten des
Regierungspräsidiums.
Und weil man in unserer
Verwaltung davon ausgeht, dass man vor so einem Antrag seine Hausaufgaben
erledigen muss, haben wir u.a. die Hebesätze bei Grundsteuern, die
Gewerbesteuer, die Gebühren für den Friedhof und die Kinderbetreuungskosten
angepasst.
Wir sind also bereits an
allen Stellschrauben gewesen. Was machen wir eigentlich, wenn uns ein großes
Projekt aus dem Ruder läuft? Uns allen sollte die Ortskernsanierung am
wichtigsten sein. Wir sind nicht bereit, dieses Jahrhundertprojekt wegen einer
Überlastung unserer Finanzen zu gefährden.
Wir müssen uns klar sein,
dass Ihre verbliebenen Steuerungsinstrumente, Herr Bürgermeister, richtig
wehtun werden. Sie reichen von Verzicht über Steuererhöhungen bis zu Kreditaufnahmen.
Entschuldigen Sie den Vergleich, aber Geislingen lässt grüßen.
Indikatoren für die Anspannung
im Haushalt könnten auch die Verpflichtungserklärungen sein, die sich innerhalb
eines Jahres von 1,4 Mio. € auf 7,0 Mio. € erhöht haben.
Die Fraktion Gingener Liste
hat für 2020 einen gewissen Handlungsspielraum bei Entscheidungen angenommen,
ein Jahr später schien uns dieser Spielraum abhandengekommen zu sein und heute
sind wir noch einen Schritt weiter.
Sehr geehrte Damen und
Herren,
wir haben uns noch nie so schwer
getan mit unserem Haushalt. Für uns kommt es auch auf das Gesamtbild von heute
an. Wie reagiert die Verwaltung und wie stellen sich die anderen Fraktionen.
Was unstrittig ist und auf
jeden Fall gewürdigt werden muss, ist das große ehrenamtliche Engagement
unserer Bürgerinnen und Bürger. Egal ob in den Vereinen, in der Feuerwehr, bei
unserem „Schnappermobil“, und vieles mehr.
Aber auch unsere gesamte
Verwaltung ist unglaublich gefordert und mit voller Energie unterwegs. Gerade
in der sehr langen und belastenden Pandemiezeit halten Sie Herr Bürgermeister
mit Ihrem Team die Gemeinde am Laufen. Dafür allen ein herzliches Dankeschön.
In aller Kürze soll auf die
noch nicht angesprochenen Anträge der Gingener Liste eingegangen werden.
Anreize zur Aktivierung
von Baulücken:
Wir beantragen für die
nächste Klausurtagung die Behandlung dieses wichtigen Themas und denken, dass
es gut in den Komplex „Wohnen und Bauen“ einer Klausur integriert werden kann.
Die Bedarfsanfragen nach Baugrundstücken übersteigen das künftige Angebot der
Gemeinde um ein Vielfaches, trotz anstehender Baulandentwicklung. Bei der
Aktivierung von rund 90 Baulücken innerhalb der Gemeinde geht es kaum voran.
Eine alleinige Fokussierung auf die Erschließung von neuem Bauland ist nicht
zielführend. Die Gemeinde stößt sonst binnen kürzester Zeit an ihre Grenzen.
Zudem rät die Umweltbehörde von weiterem Flächenverbrauch aus Gründen der
Ressourcenschonung ab (siehe Umweltbericht zum FNP 2035).
Ausbau der Lessing-,
Goethe-, Uhland- und Jahnstraße:
Wir beantragen die Streichung
der umfangreichen Aufwendungen für eine Detailplanung i.H.v. 40tsd. €.
Stattdessen sollen die betroffenen Anlieger und der Gemeinderat über die
bereits im Jahr 2019 in Auftrag gegebene Vorentwurfsstudie informiert werden.
Laut Beschlussvorlage des
Gemeinderats Nr. 77/2019 sollte im Jahr 2021 der erstmalige endgültige Ausbau
der Lessing-, Goethe-, Uhland- und Jahnstraße erfolgen. Hierzu sollte durch das
Ingenieurbüro Fritz Spieth GmbH eine Vorentwurfsstudie erarbeitet werden. Diese
sollte vor der eigentlichen Planung mehrere (drei) Entwürfe enthalten, die dann
mit dem Gemeinderat und den Anwohnern abgestimmt bzw. ergänzt werden sollten.
Weiter hieß es in der
Beschlussvorlage: „Erst wenn ein Grobkonzept feststeht, würde die
eigentliche Auftragsvergabe mit den Ingenieurleistungen erfolgen. Es ist
geplant, die Entwürfe im späten Frühjahr 2020 dem Gemeinderat und den Anliegern
vorzustellen.“
Das Ergebnis der
Vorentwurfsstudie, für die rund 9tsd. € investiert wurde, ist mit dem
Gemeinderat und den Bürgern noch nicht besprochen. Dies gilt es nachzuholen.
Die Betroffenen hängen seit vielen Monaten in der Luft sollen nun endlich
informiert werden.
Gründung eines
Fördervereins für die Hohensteinhalle:
Wir regen an, bei den
Vereinen für die Möglichkeit zur Gründung eines gemeinsamen und zweckgebundenen
Fördervereins zu werben.
Es geht hierbei nicht um die
Finanzierung einer Sanierung oder eines Neubaus. Vielmehr geht es um die
Bündelung vereinsübergreifender Interessen. Natürlich könnte diese Funktion
auch der Kultur- und Sportkreis Gingen übernehmen.
Auf unsere weiteren Anträge
mit Bezug zur Verkehrssicherheit gehen wir im Anschluss bei der Einzelberatung
gerne ein.
Für Ihre Aufmerksamkeit
bedanken sich die Mitglieder der Gemeinderatsfraktion Gingener Liste.
Ingo Abraham, Matthias
Hofmann und Jürgen Engel